nd-aktuell.de / 21.08.1992 / Kultur / Seite 14

ANNOTIERT

„Über Juden in Deutschland“ sinniert der Literaturwissenschaftler Gert Mattenklott in seinem jüngsten Buch (Jüdischer Verlag, Frankfurt Main 1992. 202 S., geb., 34 DM). Er schaut hinter die großen Linien historischer Darstellung, befragt Alltagserfahrungen, skizziert verschiedene jüdische Lebensgeschichten und berührt dabei die Zeit der Aufklärung, das Jahrhundert der Emanzipation 1770 -1870, die Wandlung von ,, deutschen Staatsbürgern mosaischen Glaubens“ zu Staatenlosen sowie die Jahre des faschistischen Holocausts. Zu Wort kommen u.a. Moses Mendelsohn, Rahel Varnhagen, Ludwig Börne, Heinrich Heine, Walther Rathenau etc. Jüdische Identität im heutigen Deutschland wird in Gesprächen mit Zeitgenossen beleuchtet. „Kreuzer Edinburgh. Goldtresor im Nordmeer“ ist der Titel eines spannenden Tatsachenberichts aus der Zeit des zweiten Weltkrieges von Günter Lanitzki (Koehlers Verlagsgesellschaft' mbh, Bonn/Herford 1992. 166 S., geb., 87 Abb., 16 Karten, 49,80 DM). Vor wenigen Jahren hatten Taucher in der Barentsee den im Mai 1942 von deutschen Zerstörern versenkten britischen Kreuzer „Edinburgh“ aufgespürt und. rund 5,5 Tonnen Gold geborgen. Das wertvolle Edelmetall - einst von der So-

wjetunion als Gegenleistung für dringend benötigtes Kriegsmaterial bereitgestellt - sollte von Murmansk nach Großbritannien gebracht werden. Lanitzki schildert mit historischem Sachverstand und minutiöser Genauigkeit anhand von ehemals geheimen Marinedokumenten die erbarmungslos geführten Eismeer-Schlachten, den Untergang der „Edinburgh“ sowie das spektakuläre Bergungsunternehmen. Fünf Barren Gold ruhen noch im Eismeer - allerdings in der Munitionskammer des Kreuzers, zwischen Bomben und Granaten. „Die Azteken“ - eine versunkene Kultur, die noch heute wissenschaftliche Neugier und belletristische Phantasie beflügelt. Ihre großen architektonischen, astronomischen, künstlerischen Leistungen, ihre Reichtümer und Schätze, aber auch der tragische Tod des letzten Herrschers Montezumas, als die spanischen Eroberer kamen, erfahren nach wie vor großes Interesse. Kaum jemand indes weiß, daß es noch heute mehr als drei Millionen Azteken gibt. Wilfried Westphal beschreibt in seinem Buch („Die Azteken. Ihre Geschichte von den Anfängen bis heute“. Gustav Lübbe Berlag GmbH, Bergisch Gladbach 1992. 621 S., brosch., zahlr. Abb., 16,80 DM) nicht nur die einstige reiche Zivilisation, sondern auch die leidvolle Gratwanderung jenes stolzen Volkes zwischen Fremdbestimmung und Selbstverständnis.