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Haben auch Ihre Umfragen die Kluft zwischen „Ossis“ und „Wessis“ bestätigt?

  • Lesedauer: 2 Min.

Die überwiegende Mehrheit der Ostdeutschen jedenfalls fühlt sich als „Bürger zweiter Klasser“. Schon im Herbst 1990 empfanden dies 75 Prozent der Befragten, im April dieses Jahres sogar 87 Prozent. Sie sind der Meinung, daß dies sich auch nicht so schnell ändern wird. Die Kluft „Ossi“ - „Wessi“ wird durch die gegenwärtigen Lebenserfahrungen und ?Lebensbedingungen eher re-? produziert als abgebaut. Auch jene ^

ehemaligen DDR-Bürger, die sich schon lange vor der Wende nach einem Leben in der Bundesrepublik gesehnt hatten und nun ihren persönlichen Lebenswunsch eigentlich erfüllt sehen, sind unzufrieden, da auch sie in der Mehrheit nicht zu den Akteuren oder Profiteuren der deutschen Einheit gehören, sondern ebenfalls Betroffene der marktwirtschaftlichen und politischen Binnenkolonisation sind.

Hinzu kommt, daß die Abnabelung von der DDR und die Hinwendung zur vergrößerten Bundesrepublik in der täglichen Praxis schmerzhafter und konfliktreicher sind, als mancher erwartet hat. Prägungen können nicht einfach abgeschüttelt, eine Identität nicht wie ein Autokennzeichen ausgewechselt werden. Abschied von der DDR ist für ihre ehemaligen Bür-

ger auch ein Abschied von Spuren eigener Leistungen, von vielen „hausgemachten“ Besonderheiten und vertrauten Lebensumständen. Die deutliche Mehrheit der befragten Ostdeutschen,empfand sich im März 1992 in erster Linie entweder als Ostdeutscher (31 Prozent), ehemaliger DDR-Bürger (40,3 Prozent) oder eben als Brandenburger, Mecklenburger, Sachse usw. Als Bürger der Bundesrepublik wollten sich nur 17 Prozent bezeichnen...

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