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In eine andere Welt katapultiert Sind die Ostdeutschen nicht auch ziemlich blind in die Einheit gestolpert?

  • Lesedauer: 2 Min.

Sie hatten mehrheitlich die Vereinigung herbeigewählt. Doch unter den sich überstürzenden Ereignissen war kaum Zeit, die Konsequenzen auch nur annähernd zu bedenken. Zunächst waren sie wochenlang von den Formalitäten des Geldumtausches in Atem gehalten worden, es folgten Orientierungsläufe in einem völlig veränderten und variablen Preisgefüge, eine bunte Warenwelt überflutete Städte und Dörfer und hypnotisierte so manchen. Ein Großteil der Ostdeutschen war noch mit der Regulierung des Alltags nach dem Einschnitt Währungsunion beschäftigt, als der Einigungsvertrag Anfang Oktober 1990 in Kraft trat und die Bürger der DDR von heute auf morgen in den Status eines Bundesbürgers, in eine ihnen fremde Welt katapultierte.

... dieser Übertölpelungseffekt war in Bonn sicherlich einkalkuliert worden?

Sehr wahrscheinlich. Experten hatten gewarnt, daß ehemalige DDR-Bürger nicht mit dem nötigen Erfahrungsschatz und Wissen für die Marktwirtschaft und das neue politische und Rechtssystem gewappnet sind. Ihre Mentalität und Verhaltensmuster waren unter gänzlich anderen Verhältnisse geprägt worden. Verwaltungsstrukturen, Zuständigkeiten, Behörden und Einrichtungen, gesetzliche Normen, Rechte und Pflichten waren weitgehend unbekannt. Die Ostdeutschen sahen sich plötzlich in eine „terra incognita“ versetzt, und noch heute ist die Bundesrepublik für viele „unbekanntes Land“, Nahezu jeder Alltagsvorgang erfordert zunächst intensive Erkundungen. Allein schon die vielen bürokratischen Gänge, die zu bewältigen sind, fesseln bis heute einen Großteil der Aufmerksamkeit des Einzelnen. Wer bisher meinte, die „sozialistische Bürokratie“ sei unübertroffen, ist inzwischen eines besseren belehrt.

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