• Sport
  • Zwist mit Australiens Kanu-Verband

Enfant terrible kehrt zurück

Katrin Borchert hofft auf deutschen Olympia-Start 2004

Katrin Borchert ist das Enfant terrible des deutschen Kanurennsports. Die endlosen Konflikte der gebürtigen Mecklenburgerin mit dem Deutschen Kanu-Verband endeten damit, dass sie erst androhte, ihre Laufbahn zu beenden, ehe sie 1994 dem DKV endgültig den Rücken kehrte und nach Australien auswanderte. Die heute 34-Jährige, die insgesamt sieben Mal Weltmeisterin wurde, die 1992 in Barcelona Olympiazweite mit dem deutschen Kajak-Vierer geworden war, 1996 in Atlanta im Kajak-Zweier und 2000 in Sydney im Kajak-Einer zwei Mal Olympia-Bronze für Australien gewann, überwarf sich schon 1992 mit dem deutschen Verband. Die nach Birgit Fischer zweitbeste deutsche Rennkanutin, die im Zorn von Berlin nach Essen gewechselt war, wollte damals unter vielen Androhungen erzwingen, dass die Frauen-Bundestrainerin Kersten Neumann abgesetzt wird. Als der DKV das zurückwies, warf sie alles hin und ging auf den fünften Kontinent. Neun Jahre lang startete Katrin Borchert erfolgreich für den australischen Verband. Im März dieses Jahres fasste sie jedoch den Entschluss, wieder nach Deutschland zurückzukehren. »Ich wollte unbedingt zurück und wieder näher bei meiner Familie sein. Ich werde älter, meine Eltern werden älter. Und meine Mutter ist zurzeit etwas wacklig auf den Beinen«, erklärte sie. Und da ist auch ihr Freund, ein Kanute aus Essen, mit dem sie seit zwei Jahren zusammen ist. Sie schloss sich also wieder ihrem früheren Verein, der Kanu-Gemeinschaft (KG) Essen, an. Katrin Borchert wollte natürlich schon bei den WM 2003 ihr Comeback für Deutschland geben. Aber sie unterschätzte den bürokratischen Hürdenlauf mit dem Kanu-Weltverband ICF und vor allem den Widerstand des australischen Verbandes. Obwohl sie im April vom Präsidenten des australischen Kanu-Verbandes grünes Licht für ihre Rückkehr erhalten hatte, stellten sich andere australische Verbandsfunktionäre quer und machten die Freigabe von der Zahlung von 15000 australischen Dollar (umgerechnet 7500 Euro) abhängig, die aus Werbeverträgen von Katrin Borchert resultieren sollen. Da der deutsche Verband einen solchen »Freikauf« ablehnte - schließlich waren beim Wechsel 1994 vom DKV auch keine finanziellen Forderungen gegenüber dem australischen Verband erhoben worden -, sprang die KG Essen ein und zahlte mit Hilfe von Sponsoren die »Ablösesumme«. »Ich bin den Essenern unheimlich dankbar dafür«, sagt sie. »Mit meiner sportlichen Leistung will ich dem Verein einiges wieder zurückgeben.« Dennoch ist Katrin Borchert, die inzwischen ihre Wiedereinbürgerungsurkunde in Empfang nehmen durfte und als Hostess im Essener Aalto-Theater arbeitet, frustiert: »Ich hätte nicht gedacht, was für Probleme meine Rückkehr mit sich bringt.« Zudem stellten sich ihr wegen ungeklärter Wechselformalitäten zwischen dem australischen und dem Weltverband weitere Hürden in den Weg, so dass die 34-Jährige, die bei der nationalen WM-Qualifikation auch nur den vierten Rang unter den deutschen Frauen eingenommen hatte, letztes Wochenende beim Weltcup in Duisburg nicht startberechtigt war. Damit hat sie keine Chance mehr, sich für die WM vom 11. bis 14. September in Gainesville (USA) zu qualifizieren. Der Traum vom »schnellen Comeback« ist geplatzt. »Natürlich bin ich maßlos enttäuscht, wie die Dinge gelaufen sind«, gesteht sie und sagt trotzig: »Jetzt bin ich erst recht für Olympia 2004 motiviert. Ich muss mit Leistung auf dem Wasser überzeugen. Aber ich will in Athen meine vierten Olympischen Spiele erleben.« Sie spekuliert auf ein Teamboot und weiß natürlich, dass sie von den deutschen Rennkanutinnen mit Argusaugen verfolgt wird. »Sie ist erst für Deutschland bei Olympia startberechtigt, wenn sie sich auch für die Mannschaft qualifiziert«, stellte DKV-Chefcoach Josef Capousek salopp fest. Capousek war schon zu Zeiten der vielen Zwist...

Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.