nd-aktuell.de / 25.06.2003 / Kommentare

Künstlerinnen

Barometer gesellschaftlicher Zustände

Marion Pietrzok
Wie werde ich erfolgreich, und dies auch schnell und dauerhaft, diese Frage ist unter dem wachsenden Druck existenzieller Probleme ins tägliche Exerzitium nicht nur von Underdogs an oberste Stelle geraten. Erfolg im Sinne gesellschaftlicher Aufmerksamkeit und Anerkennung, eine Essenz künstlerischer Arbeit, ist von Frauen und Männern jedoch nicht gleichermaßen zu haben. Spielt die Musikstudentin die Querflöte mit Boxhandschuhen - was zumindest auch ihre Situation, das Durchboxenmüssen, kennzeichnet -, erhält sie die Prüfungsnote: Durchgefallen. Aufgefallen als singuläres künstlerisches Talent wäre mit der gleichen Performance der Kollege Student. Ja, im Ernst, erfolgreiche Künstlerinnen sind eine totale Minderheit. Wer immer die Bedingungen von zeitgenössischer künstlerischer Produktion untersucht, insbesondere von Voraussetzungen, unter denen sich Künstlerinnen behaupten, erarbeitet kein Rezeptbuch fürs Zusammenbrauen wirksamer Erfolgsstrategien. Wohl aber schafft er ein Barometer gesellschaftlicher Zustände. Eine jetzt vom Kulturforum der Sozialdemokratie vorgelegte Studie maß den Druck fürs Atmen der Künstlerinnen. Ergebnis: Denk- und Handlungsbedarf, vor allem bei der Politik.