nd-aktuell.de / 01.07.2003 / Gesund leben

Sprechende Augen

Herzinfarkt und Schlaganfall sind die Todesursache Nummer eins in Deutschland. Risikofaktoren, die dazu führen sind Bluthochdruck, Rauchen, Stress und Bewegungsmangel. Diese bewirken die gefährlichen Schädigungen der Blutgefäße, die dann wiederum Herzinfarkt und Schlaganfall verursachen. Mit einem neuen Verfahren kann man jetzt frühzeitig Gefäßveränderungen erkennen. Dazu reicht es aus, völlig schmerzfrei und innerhalb weniger Minuten mit einer Spezialkamera ein Bild des Augenhintergrundes aufzunehmen - deshalb der Begriff »Talking Eyes - sprechende Augen«. Entwickelt wurde das Verfahren von Wissenschaftlern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen gemeinsam mit Siemens Medical Solutions. Dass es zum Einsatz kommt, dafür sorgt derzeit die Siemens Betriebskrankenkasse (SBK). Nach Ansicht der Experten verhalten sich die Gefäße der Netzhaut unter dem Einfluss von Bluthochdruck, Diabetes, erhöhten Blutfettwerten oder anderen Risikofaktoren den Gefäßen im Gehirn sehr ähnlich. Mit einer Untersuchung der Netzhautgefäße kann man kleinste Veränderungen erkennen und das Gefäßrisiko von Gehirngefäßen abschätzen. Im Mittelpunkt der telemedizinischen Risikobewertung Talking Eyes steht eine ganz spezielle Kamera - die Non-Mydratic Fundus Camera, die die Bilder des Augenhintergrundes macht. Analysiert werden dabei erstens computergestützt die Durchmesser aller retinalen Arteriolen und Venolen (kleinste Netzhautgefäße) und zweitens arztunterstützt Veränderungen der Netzhaut und des Sehnervenkopfes. Für die Vernetzung aller Projektbeteiligten und die Optimierung der Arbeitsabläufe setzt Talking Eyes die von der Siemens AG entwickelte telemedizinische Plattform »MedStage« ein. Die Bilder des Augenhintergrundes werden über eine verschlüsselte Datenleitung übermittelt, wo sie von speziell geschulten Augenärzten der Universität Erlangen ausgewertet werden. Für den Teilnehmer/Patienten wird anhand dieser Daten ein individuelles Risikoprofil erstellt, dass er dann auf Wunsch jeweils mit Login und Passwort über MedStage abrufen kann, um eventuelle Präventionsmaßnahmen mit seinem Arzt des Vertrauens zu besprechen. Es ist aber auch möglich, sich die Auswertungen per Post zuschicken zu lassen. Derzeit betragen die Kosten für Versicherte der Siemens Betriebskrankenkasse (SBK) 10 Euro, für Versicherte anderer Krankenkassen 20 Euro. Die SBK bietet in den Monaten Juni bis November 20000 Menschen in den Städten Berlin, München, Paderborn, Augsburg, Regensburg und Frankfurt die Möglichkeit, sich testen zu lassen. Interesse finden sollte diese Aktion nach Ansicht der Betriebskrankenkasse vor allem bei 30- bis 50-Jährigen, die sich subjektiv gesund fühlen. Elfi Schramm Hotline: (0180)2212325, Internet: www.sbk.org/talkingeyes., Telefon: (030)38627230