nd-aktuell.de / 17.12.1992 / Sport / Seite 16

Das neue Profil ist weitaus breiter gefächert

Die einstige DHfK in Leipzig war weltbekannt. Hochschullehrer aus vielen Ländern promovierten hier, und aktive Sportler und Trainer erwarben ihr Diplom. Seit dem 31. Dezember 1990 existiert die DHfK nicht mehr. Als Struktureinheit der Universität Leipzig begann für die ehemalige Sporthochschule ein neuer Entwicklungsabschnitt. Unter dem Namen „Fakultät für Sportwissenschaften der Universität Leipzig in Gründung“ wird seit dem 1. Januar 1991 am neuen Profil gearbeitet. Im kommenden Jahr wird der Prozeß beendet. Mit dem 54jährigen Gründungsdekan, Prof. Dr. Helmut Kirchgässner, führte ADN das folgende Interview.

Ist nach der Auflösung der DHfK die Sportwissenschaft in Leipzig gestorben?

Aber nein. Ich möchte sogar sagen, das Gegenteil ist der Fall. Für die Sportwissenschaft begann ein neuer Lebensabschnitt, und schon jetzt läßt sich sagen, sie ist in Leipzig nicht nur existent, sondern auch leistungsfähig.

Sie kannten die ehemalige DHfK aus dem „Eff-EfP. Worin besteht der Unterschied zur jetzigen Fakultät für Sportwissenschaften?

Ich habe 1960 an der ehemaligen DHfK studiert, promoviert und mich spezialisiert auf dem Gebiet der Theorie und Methodik der Zweikampfsportarten. Nun zum Unterschied: Er besteht vor

allem darin, daß es vor der Wende nur um den Leistungssport ging, das heißt, wir bildeten Dipiomsportlehrer und Olympioniken aus. Das neue Profil ist weitaus breiter gefächert. Jetzt schließen bei uns Sportlehrer für die Schulen, zum Teil auch in Kombination für ein zweites oder drittes Unterrichtsfach ihr Studium ab. In der Sportwissenschaft sind der Freizeit- und Erholungssport, der Rehabilitations- und Behindertensport und natürlich der Leistungssport die Schwerpunkte. Im Ansatz befindet sich auch die Ausbildung für den späteren Beruf Sportmanager.

Die strukturellen Veränderungen hatten einschneidende Maßnahmen zur Folge, beson-

ders Personalabbau. Wie sah das aus?

An der alten DHfK waren bei 2 000 Studenten, davon etwa 1 000 Direktstudenten, über 1 000 Mitarbeiter tätig, die Hälfte davon als Lehrkräfte. Dieses Verhältnis von 1:2 war ungewöhnlich in der Welt, man muß sogar sagen irreal. Jetzt haben wir etwa 1100 Studenten an der Fakultät, davon 700 im Direktstudium. Für die Ausbildung stehen 90 Mitarbeiter, davon 45 Wissenschaftler, zur Verfügung. Das ist ein Verhältnis von 1:10 bis 1:12 und damit, realistisch.

Hat die Fakultät noch einen Namen in Deutschland, in der Welt?

Aber selbstverständlich.