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Weder bloßes Belehren noch Moralisieren

  • Lesedauer: 2 Min.

Gewiß: Mit bloßer Belehrung und Bekehrungsabsicht (auch Schäuble war sogleich mit dem Rezept zur Hand, „das Thema Gewalt im Schulunterricht zu behandeln“) wird kaum etwas auszurichten sein, noch weniger mit moralisierender Verurteilung und schon gar nicht mit Aus-

grenzung und „Bekämpfung“. Die einzig realistische Betrachtung des Gewaltphänomens besteht darin, daß man zunächst einmal wahrnimmt, was ist (und nicht davon ausgeht, daß es nicht sein sollte). Auszugehen ist also von der wirklichen Problemlage. Dabei sollte man freilich weniger die Probleme ins Blickfeld nehmen, welche die zum Rechtsradikalismus und zur Gewalt neigenden Jugendlichen machen, als vielmehr die, die sie haben.

Von welcher Art die sind, kann man indessen nur von ihnen selbst erfahren. Deren Bereitschaft, sich mitzuteilen, ist allerdings nicht voraussetzungslos. Die Art und Weise etwa, wie jüngst der Bürgermeister von Bad Freienwalde mit den protestierenden Jugendlichen umging, als es Probleme um den Jugendklub gab („Eigentlich dürfte ich mit Ihnen überhaupt nicht reden“ und „Das wird Folgen haben!“) ist wenig dazu angetan, solche Bereitschaft auszulösen. Freilich, nicht nur das Tadeln und Ausgrenzen sind geeignet, Kommunikationsbarrieren zu errichten. Auch der leiseste Anschein, Objekt pädagogischer „Bearbeitung“ zu sein, pflegt bei den jungen Leuten sofort Mißtrauen und Abwehr auszulösen. Sie wollen sich angenommen und ernstgenommen sehen, bevor sie bereit sind, ihre Probleme offenzulegen. Wenn man überhaupt Zugang zu ihnen finden will, wird man sie (hier

ist nicht von den politischen Drahtziehern und selbsternannten Führern die Rede, sondern von der Mehrheit der gedankenlosen Mitläufer) erst einmal akzeptieren müssen.

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