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Präsidialer Terrorismus

  • Frank Wehner
  • Lesedauer: 2 Min.

Der abgehalfterte Bush läßt sich in einem Scheichtum huldigen, und, weil derart kein Staat zu machen ist, muß noch ein Attentat herbei, damit das Ganze etwas Würze kriegt. Schon das war bizarr. Doch es war nichts im Vergleich zu Clintons blutiger Show. Obwohl kein plausibler Beweis vorliegt, spielt der zehn Wochen später nun den gnadenlosen Rächer. Iraks Geheimdienst trifft er nicht. Saddams Position wird eher stärker. Greifbarer Effekt sind nur zerstörte Häuser und umgebrachte Zivilisten.

Selbst wenn Bush damals in die Luft geflogen wäre, gäbe es dafür keine Rechtfertigung. Wollte man Geheimdienstverbrechen als Freibrief nehmen, sich wie ein pathologischer Sheriff aufzuführen, es wäre nur recht und billig, wenn längst ganz Washington in Trümmern läge. Acht Anschläge gab es allein auf Castro - eindeutig nachgewiesene.

Ekelhaft und feige - die Worte, die Clinton über Saddam sagt, kann er sich selbst ins Stammbuch schreiben. Dazu noch ein paar andere: Präsidialterrorismus beispielsweise und primitivste Arroganz der Macht, die nicht mal mehr ein UNO-Mäntelchen für nötig hält.

Und warum? Vor allem, weil Clinton in Rekordzeit in ein Popularitätstief fiel, es im Inneren zu nichts bringt und außenpolitisch nichts Vernünftiges- verbuchen kann: nicht in Jugoslawien, nicht in Nahost und in Somalia, nicht bei der Abrüstung oder einer Konsolidierung Osteuropas.

Damit es trotzdem so scheint, als säße im Weißen Hause ein entschlossener Mann, ist es die billigste Methode, wieder einmal zu entdecken, daß der bereits vergessene Irak Amerika und die gesamte Zivilisation bedroht.

Gekillte Araber als einziges Zeugnis präsidialer Führungstärke - ach, Clinton, du Erneuerer, wie bist du binnen kurzem auf den Hund gekommen! Und wo wird das wohl enden?

FRANK WEHNER

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