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Blitzkarriere

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Die Bundesrepublik Jugoslawien (Serbien und Montenegro) hat wieder einen Präsidenten. Der promovierte Ingenieur Zoran Lilie sitzt seit Freitag im Sessel des „Predsednik“, den der Schriftsteller Dobrica Cosic am 1. Juni verlassen mußte, nachdem ihn das Parlament unter dem Vorwurf des Verfassungsbruchs und des versuchten Militärputsches für abgesetzt erklärt hatte. Im Unterschied zum eigenwilligen Cosic gilt der Neue als Vertrauter des serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic: Der hatte Lilie nicht nur ins Präsidium seiner Sozialistischen Partei (SPS), sondern auch in das fünfköpfige Team seiner engsten Mitarbeiter geholt.

Die Wahl in das nominell höchste Staatsamt Jugoslawiens ist für Lilie die Krönung einer Blitzkarriere. Der Mann aus dem ostserbischen Brza Palanka, der am 27. August 40 Jahre alt wird, arbeitete nach seinem Studium an der Belgrader Universität zunächst als Ingenieur in der Reifenfabrik „Rekord“ im Belgrader Industrievorort Rakovice. Ebendort war Lilie Chefingenieur und Produktionsdirektor, bevor er 1989 zum Genefäldü / ekt&- der >v,R^körä^-' Holding ernannt würde. Einer der Jüngsten WittscWaftsuraa nager Belgrads, erwies sich Lilie zugleich als einer der erfolgreichsten, was seinen politischen Aufstieg beförderte.

1990 im Wahlkreis Rakovica für die Sozialisten ins serbische Parlament gewählt, übernahm er den Vorsitz des Ausschusses für Industrie, Energetik und Bergbau. Zugleich leitete er die SPS-Abgeordnetengruppe. Nach der Neuwahl der serbischen Skupätina im Dezember 1992 wurde Lilie Parlamentsvorsitzender. In dieser Funktion, so heißt es, habe er maßgeblich am Sturz Dobrica Cosics mitgewirkt, der einem Zusammenspiel von Sozialisten und serbischen Radikalen zum Opfer fiel.

Die Belgrader „Borba“ nennt Lilie einen ausgezeichneten Kenner der nationalen Geschichte, ebenso sprachwie weltgewandt. Neben Marx, Engels und Lenin habe er einst auch - heimlich -Nietzsche, Lukacs und Sartre studiert. Ob “Präsident Lilie mehr ist als ein Erfüllungsgehilfe des „starken Mannes“ Milosevic, wird sich bald erweisen. ROBERT RITTER

mit mir fast jeden Morgen im Botanischen Garten. Zwei Fragen beschäftigten ihn am meisten: Erstens, wie ist es euch gelungen, schon 1948/49 die Schlechtwetterregelung für die Bauarbeiter einzuführen? Und zweitens sei für ihn und seine Gewerkschaft die Lohnfortzahlung vom ersten Tag der Krankheit, also die Beseitigung der Karenztage, von größtem Interesse. Beides wurde etwa sechs bis sieben Jahre nach unserer Einführung in der BRD erst durch Streiks erreicht. Georg Leber bestätigte so indirekt, daß die Gewerkschaften der DDR als dritter, unsichtbarer Tarifpartner mit am Verhandlungstisch saßen. Die DDR ist nun verschwunden, und Bonn braucht nicht mehr Rücksicht zu nehmen auf den durch die Gewerkschaften der BRD mit Hilfe der Zonengewerkschaften erkämpften sozialen Besitzstand. Rudi Vocke, 1156 Berlin

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