Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

Spenden bitte an die „Aktion Reiskorn“

  • Lesedauer: 3 Min.

„Konservative Aktion Deutschland e.V“ hieß der Verein, dessen Mitbegründer und Vorsitzender ebenfalls Joachim Siegerist ist. Fünf Monate nach Vereinsgrün-

dung wählte man dann doch lieber den etwas unverfänglicheren Namen „Die Deutschen Konservativen e.V“ (DDK). Zu deutlich war bis dahin der Bezug zu den früheren Freunden von der „Konservativen Aktion e.V.“ (KA) um- Ludek Pachmann und Gerhard Löwenthal. Die KA hatte ihren damaligen stellvertretenden Vorsitzenden und Geschäftsführer Siegerist suspendiert und ausgeschlossen^ nachdem man „ein Finanzloch von ca. 200 000 DM“ entdeckt hatte. Der vollbärtige Hamburger wurde u. a. der „Untreue von mehreren 100 000 DM Spendengeldern“ verdächtigt. Siegerist verbat sich die Vorwürfe. Als die KA-Führung die Bücherprüfen wollte, waren diese just bei einem Einbruch gestohlen wor-Hpn.

Nun machte der Mann mit zahlreichen KA-Abtrünnigen unter neuem Namen weiter und sammelte eifrig Spenden in der Braunzone zwischen CDU und sogenannten Republikanern. Mit einer Rufmord-Kampagne gegen den SPD-Ehrenvorsitzenden Willy Brandt wurde die Truppe über die Grenzen der BRD hinaus hekannt.

Zum Tode des als Kriegsverbrecher verurteilten Hit-

ler-Stellvertreters Rudolf Heß erschien in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ eine Traueranzeige der „Deutschen Konservativen“.

„Vorgesehene Spendengelder bitte nicht an uns, sondern an die gemeinnützige Kinderhilfsorganisation ,Aktion Reiskorn'“, hieß es unter der Sympathiebekundung für die Nazigröße. Dabei war die Formulierung „nicht an uns“ irreführend, denn dieser Verein gehört ebenfalls zum Siegerist-Dunstkreis. Mittlerweile ist der Journalist auch hier erster Vorsitzender. Die „Geschäftsstelle“ der „Aktion Reiskorn“, nur eine Querstra-ße vom WPR- und DDK-Büro entfernt, entpuppt sich als Wohnung von Charlotte Kolbe, die bei den „Konservativen“ und der „Aktion“ gleichzeitig Schriftführerin ist. Siegerist-Intimus Uwe Hempen .ist bei „Reiskorn“ Stellvertreter und bei den „Konservativen“ Geschäftsführer. Mit Hempen verbinden Siegerist mehr als nur Freundschaft und Vereinsmeierei. Der 47jährige Bremer ist Mitgesellschafter und Co-Geschäftsführer der „WPR Wirtschafts- und Politik Verlag GmbH“, der zweiten Siegerist-Firma.

Und Pressefotograf Hempen ist es denn auch, der den Politiker Siegerist auf Wahlkampfreisen durch dessen neue Wahlheimat Lettland begleitet. „Sie müssen noch ein Jahr warten, dann spreche ich besser lettisch als 99 Prozent aller in Lettland lebenden Russen“ verkündete der Neu-Lette in seinen Wahlkampfreden. Mit der radikal nationalistischen „Bewegung für die nationale Unabhängigkeit“ (LNNK) zieht der extreme Antikommunist in die neugewählte „Saeima“, das dortige Parlament, ein. Busladungen voller Wähler ließ Siegerist von Riga in seinen Wahlkreis Jelgava karren, wo er auf Platz sechs der LNNK stand. Dieser Schachzug gelang, weil das lettische Wahlgesetz den Wählern keinen Wahlkreis zur Stimmabgabe vorschreibt.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal