Frischer Wind in Kremmen

Ein neues Wahlbündnis hat Premiere/Bisky kam zum Frühschoppen

Wenn am kommenden Sonntag im Land Brandenburg Kommunalwahl ist, steigt in dem Städtchen Kremmen, nordwestlich am Rande Berlins gelegen, eine Premiere - für dieses Bundesland wie für den Bund: Erstmals stellen sich die Bündnisgrünen und die PDS auf einer gemeinsamen, offenen Liste zur Wahl. Am Sonnabend war der PDS-Bundesvorsitzende Lothar Bisky in der Kremmener Biker-Scheune zu Gast beim gut besuchten Frühschoppen der Wahlgemeinschaft; der ebenfalls eingeladene bündnisgrüne Bundestagsabgeordnete Christian Ströbele hatte mit einem freundlichen Mail-Gruß wegen »anderweitiger Verpflichtungen« abgesagt. Bisky begrüßte den bürgernahen Ansatz dieser Listenverbindung. Auf solche Signale solle die so genannte große Politik achten, denn in den Kommunen, also im täglichen Leben der Menschen, liege »die eigentliche Basis politischen Handelns«. Bisky kündigte an, dass sich die PDS künftig auch stärker auf die Kommunalpolitik orientieren werde. Er bot der offenen Kremmener Liste an, drängende städtische Probleme über Anfragen an die Regierung im Brandenburger Landtag öffentlich zu thematisieren. Von Gästen des Frühschoppens genannt wurden dazu unter anderem das drohende Aus für die Motor-Cross-Bahn der Jugendlichen sowie die seit Jahren im Behördendschungel verschleppte Rekonstruktion des sowjetischen Ehrenmals auf dem Marktplatz. Die Vorgeschichte des Kremmener Wahlbündnisses ist vor allem eine Geschichte des Unmuts der Bürgerinnen und Bürger über die demokratisch höchst zweifelhafte Gemeindefusion. In Kremmen ist so vor zwei Jahren der ehemalige Amtsdirektor Klaus-Jürgen Sasse (SPD) zum Bürgermeister bestallt worden - ohne jemals von den Kremmenern gewählt worden und auch ohne Kremmener Bürger zu sein. Es gab Protestlisten mit fast 1000 Unterschriften. Doch unbeeindruckt davon wird Sasses »Dienst-nach-Vorschrift«- und Klientelpolitik im Stadtparlament seither von einer Mehrheit aus SPD, Unabhängiger Wählergemeinschaft und CDU getragen, die durch die »Gemeindefusion von oben« auf demokratisch ebenso fragwürdige Weise zu Stande gekommen war. »In Opposition dazu hatte sich in der Stadtverordnetenversammlung eine Fraktion Bürger für Kremmen gebildet, in der Grüne, PDS und Parteilose vertreten sind. Es lag deshalb nahe, dieses Bündnis nun auch direkt zur Wahl aufzustellen«, sagt Fraktionssprecher Michael Müller. 19 Bürgerinnen und Bürger stehen für dieses Bündnis am kommenden Sonntag auf dem Wahlzettel - elf Parteilose, zwei Bündnisgrüne, sechs PDS-Mitglieder. »Wir wollen eine neue Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung«, umreißt Reiner Tietz, der einstige Verlagsdirektor und jetzige Rentner, der den Wahlkampf der Liste rührig organisiert, knapp das Wahlziel. »Das klingt sehr ambitioniert, aber es entspricht schlicht der grundlegenden Erwartungshaltung der Kremmener: Die Stadt braucht frischen Wind und dafür eine neue, bürgernahe, unverbrauchte Mehrheit.« Die Sprecher der beiden Partei-Basisgruppen in Kremmen, der Landwirt und Geschäftsführer Christoph Brunner für die Grünen und der EDV-Fachmann und Dozent Ulr...

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