Viel Lärm gegen den »Lärmterror«

Protest gegen Flughafen Schönefeld/Sofortige Schließung gefordert

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 2 Min.
»Wir sind das Volk«, donnerte Ferdi Breidbach von der kleinen Bühne in die Menge. Breidbach ist Vorsitzender des Bürgervereins Brandenburg-Berlin (BVBB), der gegen den Großflughafen Schönefeld kämpft. Am Sonnabend hatte der Verein zusammen mit den betroffenen Umlandgemeinden zur Demo in Berlin aufgerufen, und nach Schätzung der BVBB-Aktivisten zogen etwa 2500 Flughafengegner vom Bahnhof Friedrichstraße zum Brandenburger Tor. Die Polizei zählte nur etwa halb so viele Teilnehmer. Vor zwei Jahren, als man schon einmal in Berlin gegen die Flughafenplanung zu Felde zog, waren noch Zehntausend gekommen. Trotzdem waren die Veranstalter alles andere als enttäuscht, zumal die Leute aus Köpenick, Kiekebusch, Löwenbruch sich alle Mühe gaben, die geringere Zahl lautstark vergessen zu machen. Mit Pauken, Trillerpfeifen und sonstigen Instrumenten gab es schon mal eine Einstimmung auf den »Lärmterror«, den sie rund um Schönefeld erwarten. Und die »lieben Berliner« im Flanierviertel rings um Friedrichstraße und Unter den Linden wurden darüber aufgeklärt, dass mit dem Flughafen auch »Ihr Steuergeld verschleudert wird«. Dazu gabs musikalische Einlagen: »Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld«, tönte es aus dem Lautsprecher. Nach dem gescheiterten Privatisierungsverfahren für den Flughafen fühlt man sich ohnehin im Aufwind, weshalb Schönefeld schon mal symbolisch beerdigt wurde. Auf der Abschlusskundgebung warnte der Brandenburger SPD-Landtagsabgeordnete Christoph Schulze davor, angesichts der zahlreichen gescheiterten Großprojekte in der Mark weiteren Steuergelder in die Airport-Pläne in Schönefeld zu investieren. Er sprach sich für ein Moratorium in der Flughafenplanung aus. Der Standort Schönefeld dürfe nicht wider alle Vernunft durchgesetzt werden. Der Bürgermeister von Schulzendorf, Herbert Burmeister (PDS), beklagte, dass die Gemeinden 160 Millionen Euro sparen sollen, während allein für Zins und Tilgung der Kredite für das Skandal-Baufeld Ost 50 Millionen Euro aufgebracht werden müssten. Angesichts von 126000 Einwendungen betroffener Bürger gegen Schönefeld verlangte er eine Anhörung zur Standortwahl. Ferdi Breidbach forderte sogar die Schließung des Flughafens Schönefeld. Der Verein habe Brandenburgs Verkehrsminister schriftlich aufgefordert, Schönefeld die luftverkehrsrechtliche Genehmigung zu entziehen oder sie zu widerrufen. Die Fläche sei wegen militärischer Altlasten und verdeckter Hohlräume auf dem Gelände, in denen noch Munition eingelagert sein könnte, »ungeeignet«, betonte der BVBB-Chef. Er kritisierte, es gebe keine »Munitionsbefreiungsbescheinigung« für das Areal, weil sich der Munitionsbergungsdienst von Brandenburg weigere, eine solche auszustellen. Die Berliner und Brandenburger Behörden hätten das Fehlen des Papiers »vertuscht«.
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