Linientreue

Der Papst sprach Mutter Teresa selig

  • Ingolf Bossenz
  • Lesedauer: 1 Min.
»Es gab eine Zeit, da musste die Kirche Majestät und Größe zeigen. Aber heute haben die Leute herausgefunden, dass es darauf nicht ankommt. Sie haben die Leere des ganzen Prunks entdeckt.« Für die Frau, die dies sagte, wurde gestern auf dem Petersplatz in Rom ein Mummenschanz veranstaltet, dessen Ausmaße in der Geschichte der katholischen Kirche ihresgleichen suchen. Die Erhebung der Nonne »Mutter Teresa« zur Seligen war der Höhepunkt der Feiern zum 25-jährigen Amtsjubiläum von Papst Johannes Paul II., der sogar das Kirchenrecht außer Kraft setzte, um die Seligsprechung im Schnellverfahren durchzuziehen. Die aufopferungsvolle Arbeit der Ordensfrau unter Armen und Kranken ist unbestritten, wenn auch in einigen Bereichen nicht unumstritten. Doch praktizierte Nächstenliebe allein hätte kaum gereicht für die Blitz-Beatifikation. Dazu bedurfte es Ansichten, die der Stellvertreter besonders schätzt, wie Teresas Verherrlichung des Schmerzes als »das schönste Geschenk für den Menschen«. Vor allem aber war sie eine der wichtigsten Verbündeten des Papstes im Kampf gegen die Abtreibung. Gab es doch für sie »keine größere Zerstörung des Friedens in der Welt«. Dass solche Linientreue belohnt wird, war die wohl wichtigste Botschaft.
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