Ruhe sanft

  • Silvia Ottow
  • Lesedauer: 2 Min.
Die 20 Millionen Ruheständler dieses Landes wollten ihn nur zu gern glauben, den Blümschen Satz, dass die Renten sicher seien. Doch der Satz ist beerdigt, ruhe er so sanft wie unsere Erinnerung. Nein, sicher ist dieser Tage gar nichts, am allerwenigsten monatliche Bezüge dafür, dass man nach arbeitsreichen Jahrzehnten ausruht - egal, ob man sich diesen Zustand wünschte oder ihn hasst. Kaum irgendwo auf der Welt gehe man so zeitig in Pension wie hier zu Lande, sagt der Vertreter der Arbeitgeber, denen es nicht einmal gelingt, den jungen Leuten Arbeit zu geben, geschweige denn einem, der über 60 ist. Künftig werde man bis 67 arbeiten müssen, droht die SPD und verweist auf die längere Lebenserwartung. Soll man 70-Jährige überhaupt noch operieren, fragt ein Wissenschaftler, und ein Ex-Kanzler bezichtigt ostdeutsche Rentner der Undankbarkeit. Wohl wissend, dass für diese im Gegensatz zu ihren westdeutschen Kollegen die Altersbezüge die einzige Einnahmequelle sind. Wohl auch wissend, dass die Altersarmut wächst - wie übrigens auch das Vermögen der Reichen. Bei diesem Niveau des gesellschaftspolitischen Diskurses fragt man sich, wann die Sterbepflicht mit 80 diskutiert wird. Theoretisch wird täglich der Generationenvertrag bemüht und praktisch werden die Gräben zwischen Jung und Alt, Ost und West, Arm und Reich tiefer gemacht. Vor diesem Hintergrund soll das Rentenloch gestopft werden. Natürlich von den Ruheständlern. Und selbstverständlich mit allem Verständnis für Nullrunden, Drosselung der Bezüge und Absenkung der stillen Reserven. Hauptsache, der Beitrag bleibt stabil und niemand fragt, ob das wirklich mehr Beschäftigung bringt.
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