nd-aktuell.de / 12.08.1993 / Politik / Seite 3

Es blieb nicht bei Geländespielen

Michael Deutsch (Name geändert) war einer von Weinmanns Zöglingen. Gemeinsam mit zwei Klassenkameraden radelte er 1975 bisweilen durch die Umgebung und suchte in alten Bunkeranlagen nach Munitionsresten. „Meine Freunde haben Militaria gesammelt und hatten einen starken Hang zum zweiten Weltkrieg und zur Hitler-Diktatur“, erinnert sich Michael heute. Irgendwann schleppten die beiden den damals 15jährigen nach Sankt-Augustin Hangelar zur Kiesgrube. Dort lernte er Peter Weinmann kennen, der sich als Journalist ausgab.

Michael: „Weinmann scharte am Wochenende 15 bis 18

Jugendliche um sich, um mit ihnen gemeinsame Arbeit zu machen.“ Die Schüler fanden in dem rechtslastigen Peter Weinmann auch „jemanden, der uns mehr über den zweiten Weltkrieg informiert hat“. Vor den Jugendlichen brüstete sich der einstige Bundeswehrsoldat, Sprengstoffexperte zu sein. Gleich zu Anfang versprach er auch Michael und seinen Freunden: „Wenn ihr ?“wollt, könnt ihr mit Kleinkalibergewehren schießen oder hier und da mal buddeln gehen.“

Bei Geländespielen und Schießübungen allein blieb es bald nicht mehr. Die Jugendlichen bekamen nach Auskunft von Michael Anleitungen in die Hand, „wie man einen separatistischen Kampf durchführt, wie man Sprengstoff bastelt und damit praktisch umgeht, oder wie man Zünder und sonstiges herstellt, um Gebäude oder Brücken oder anderes zu zerstören“. Schließlich gab Weinmann Michael und seinen Freunden, die keiner rechtsextremen Organisation angehörten, Propagandamaterial der NPD und anderen Gruppen zu lesen.

„Er hat versucht, uns mit rechtem Propagandamaterial zu infizieren“, meint Michael heute. Obwohl Weinmann einen schweren Eindruck bei den Jugendlichen hinterließ („für uns war das ein Auffangbecken“), blieb er vorsichtig. Michael: „Mir sagte er einmal, wir müßten uns erst mal ein bißchen näher kennenlernen, bis wir warm werden, um später in die .rechten Kreise' eingeführt zu werden.“ Wer längere Zeit dabei war, dem stellte Weinmann die Eingliederung in Neonazi-Gruppen in Aussicht, die nicht nur mit Waffen und Sprengstoff üben, sondern sie gezielt einsetzen.