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Unterm Strich schlägt die Inflation zu

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Jetzt hat das Wirtschaftsund Sozialwissenschaftliche Institut des DGB seine Halbjahresbilanz der Tarifpolitik veröffentlicht. Und wie nach den zähen und konfliktreichen Tarifverhandlungen nicht anders zu erwarten war, kommt am Ende ein Minus - verglichen mit der Preissteigerungsrate - in den Portemonnaies der Arbeiter und Angestellten heraus. Es wird immer schwerer, mit dem Einkommen auszukommen.

In Ostdeutschland sind die Schritte in Richtung Angleichung an das Westniveau kleiner geworden. Vor allem in der Industrie fielen die Tarif abschlüsse deutlich geringer aus als im Vorjahr, besagt der Bericht. Zumeist bewegten sie sich bei neun Prozent - der Preissteigerungsrate. Früher abgeschlossene Stufenpläne, die die Angleichung für das nächste Jahr vorsahen, wurden revidiert. Daran änderten auch die harten Arbeitskämpfe insbesondere in der Metallindustrie nichts. Die Gewerkschaften mußten einen Rückzieher machen.

Die tarifliche Grundvergütung im Verhältnis Ost zu West schwankt zwischen 62 und in ganz wenigen Fällen 100 Prozent. Und dies, obwohl die Lebenshaltungskosten zumeist beim Westniveau angekommen sind. Am unteren Ende kleben weiterhin die Textü- und Bekleidungsindustrie (wovon vor allem Frauen betroffen sind) und auch die chemische Industrie. Deutlich über 80 Prozent des Westniveaus erreichten die Beschäftigten des Dienstleistungsbereichs - Einzelhandel, Banken, Versicherungen, deren Unternehmen die großen Gewinner der Einheit sind. Auch in> rt Bauhauptgewerbe konnte' eirieP

solche Steigerung festgeschrieben werden.

Anders als im Metallbereich wurden in der feinkeramischen, der Kautschukund Glasindustrie auch Bestimmungen des Manteltarifyertrages wie Wochenarbeitszeit, Urlaub, Urlaubsgeld, 13. Monatseinkommen zeitlich gestreckt. In der Metallindustrie aber sorgt die vereinbarte Härteklausel, wonach von wirtschaftlichen Schwierigkeiten bedrohte Betriebe unter Tarif bleiben können, weiterhin für Auseinandersetzungen. Die Gewerkschaft wirft den Arbeitgeberverbänden Mißbrauch dieser Klausel vor. In Sachsen ist ihre Anwendung bisher erst in zwei Fällen vereinbart worden.

In Westdeutschland ist nach den Aussagen des Instituts im ersten Halbjahr 1993 eine Sicherung der Reallöhne nicht gelungen. Mit einer durchschnittlichen Abschlußrate von 3,3 Prozent bleiben die Einkommen deutlich unter den Preissteigerungen von 4,1 bis 4,3 Prozent. In ganz wenigen Bereichen, so im Baugewerbe, wurde die Inflationsrate ausgeglichen. Im der Energie- und Wasserversorgung gab es mit 1,5 Prozent fast eine Nullrunde. Die tarifliche Wochenarbeitszeit hat sich auf 37,8 Stunden verringert. Zum Jahresende 1992 betrug sie

noch 38 1 Kt.nnHpn.

Die Angriffe auf die Löhne und Gehälter werden immer massiver. Politiker vor allem der Koalition fordern einen generellen Lohnstop und generell längere Arbeitszeit. Logische Folge der Entwicklung dieser kapitalistischen Gesellschaft, in der soeben ein Sparpaket beschlossen wurde, das zuallererst die Ärmsten zur Kasse bittet.

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