- Brandenburg
- Sprecher bestätigt Drohungen gegen Berlin-Besuch des IOC-Präsidenten
Katalanischer Gruß: Samaranch, hau'ab!
(ND-Müller). Es gibt Anzeichen dafür, daß IOC-Präsident Samaranch seinen unlängst mit „Sicherheitsbedenken“ abgesagten Berlinbesuch in kürze nachholen könnte. Mit gleichen Sicherheitsbedenken wird derzeit in Berlin offiziell eine Termin- bzw Programmbestätigung abgelehnt.
Inoffiziell wird davon ausgegangen, daß Samaranch, eventuell am Rande seines ab Freitag vorgesehenen Stuttgart-Aufenthalts, eine knappe Berliner Tagesvisite plant: An- und Abflug per Sponsorenflieger (von Daimler-Benz
bzw. Bundesluftwaffe), Gespräche, Besuch von Olympiastadion und eventuell ein, zwei Olympiabaustellen.
Gestern meldeten Agenturen, daß der „Berliner Abendschau“ Informationen vorlägen, nach denen Samaranch in einem Drohbrief vor einem Berlin-Besuch gewarnt worden sei. Senatssprecher Butz bestätigte auf Anfrage indirekt die Existenz des Briefes: Diesen gebe es wohl.
Wie ND gestern erfuhr, richten sich derzeitige Proteste jedoch nicht in erster Linie gegen den IOC-Präsidenten, sondern gegen Samaranch als
ausgewiesenen Faschisten. In einem entsprechenden, ND vorliegen Schreiben heißt es dazu u.a.: „Dieser Ex-Minister Francos ist die letzte Erinnerung an das Europa der Diktatoren, die auf der Weltbühne noch ganz offen weiterwirkt.“
In dem Text wird Samaranch auch als einstiger Präsident des katalanischen Regionalrates noch 1973 mit den Worten zitiert: „Ich erkläre unzweideutig meine Loyalität und Treue gegenüber dem Regime, meine Treue zu den Prinzipien des Movimiento (der spanischen faschistischen Bewegung - d.R.) und meine
absolute Loyalität gegenüber Franco.“ Erst 1977 habe sein innenpolitisches Ende gebracht. Hunderttausend hätten in Katalanien am 23. April skandiert: Samaranch, hau' ab!
Als eine „Kriegserklärung gegen die Interessen Berlins“ wertete der parlamentarische Geschäftsführer der Berliner CDU-Fraktion, Hapel, indes eine „Gewaltandrohung von Berliner Autonomen“ gegen Samaranch. Es sei unerträglich, wie sich der „Anti-Olympia-Pöbel an den Zukunftschancen der Stadt versündige.“
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