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Tigerkäfige waren rar

  • Lesedauer: 2 Min.

Die große Schau war es nicht, die die Senatsjustizverwaltung gestern mit einer Einladung in die ehemalige DDR-Strafvollzugsanstalt Rummelsburg bot: Keine Tigerkäfige, wie einige Blätter schon vorab aus blutrünstiger DDR-Zeit zu berichten wußten, keine Dunkelzellen, in denen systematisch gefoltert wurde, nur normaler Knast, altersschwach und unappetitlich. Auch die drei Gauckisten verzogen sich schnell. An diesem Tag war für sie nichts drin.

Arrestzellen, ja, die gab es. Doch die gibt es überall, wo sich Leute hinter schwedischen Gardinen entspannen. Aber hier war doch alles viel schärfer bewacht, oder? Nein, auch da Enttäuschung. Moabit ist sicherer. Was die DDR nicht an modernen Anlagen zu bieten hatte, versuchte sie mit einer Kompanie der beißenden Zunft wettzumachen. Beim Anblick der alten Hundezwinger am Ufer des Rummelsburger Sees läuft einem schon der kalte Schauer den Rücken herunter. Wenigstens etwas Action. Viel unangenehmer als die kahlen Zellenwände, die in penetranter Weise hier und da noch von einigen Jubelbildern „Berlin - Hauptstadt der DDR“ aufgelockert werden, waren die steif-preußischen Dienstvorschriften der DDR-Justiz, die für die Journalisten die Runde machten.

Doch es war ja auch nicht die Absicht der Justizbehörde, an diesem Tage zum vernichtenden Schlag gegen eine Unrechtsjustiz auszuholen.

Der Besuch galt der Zukunft, und da wird sich dieses heute so ungastliche Fleckchen Berlins durchaus zu einem Schmuckstück entfalten.

Doch ein Blick zurück lohnt. Justizstaatssekretär

Detlef Borrmann wußte von den Anfängen dieses Komplexes zu berichten. Hier entstand zwischen 1877 und 1879 das Arbeitshaus der Stadt Berlin zu Rummelsburg.

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