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... und redet darüber

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Es ist kaum ein Monat vergangen, seit die Bundesregierung ein Lehrstellen-Sonderprogramm für ostdeutsche Jugendliche gebilligt hat. Teuer ist es nicht gekommen: Nur der Hälfte der etwa 20 000 Jugendlichen, die keine Lehrstelle abbekommen haben, soll die Möglichkeit geboten werden, eine außerbetriebliche Ausbildung zu absolvieren. Zur Durchsetzung dieses Programms war heftiger Druck nötig. Bundesbildungsminister Ortleb hatte wohl zu optimistische Vorstellungen von der Zahl Ausbildungsplätze am Schneidbrenner im Rahmen der flächendeckenden Verschrottung.

Gestern stellte die SPD nun einen Antrag im Bundestag zur „Verbesserung der außerbetrieblichen Ausbildung in den neuen Bundesländern“ Von wegen au-ßer Betrieb: Die SPD ist voll im Gange. Es wird nicht nur beantragt, es wird auch darüber geredet. In einer Pressekonferenz im Berliner Reichstag trat am Mittwoch der Bundestagsabgeordnete Stephan Hilsberg von der SPD auf. Er, Stellvertreter des bildungspolitischen Sprechers der Fraktion, sagte: „Auch Jugendliche, die ihre Ausbildung bei einem freien Bildungsträger

in den neuen Ländern absolvieren, haben Anspruch auf Mitbestimmung.“ Heftige Worte. Aber ist doch Klasse: die SPD kümmert sich um „junge Menschen in den neuen Bundesländern“.

Drei beinharte Forderungen enthält der sozialdemokratische Antrag. Erstens muß ein Kuratorium gebildet werden, das regelmäßig tagt, zweitens müssen die Ausbildungsträger gemeinnützig sein, um die Möglichkeiten zur persönlichen Bereicherung auszuschalten. Und drittens soll das Betriebsverfassungsgesetz in den Bildungseinrichtungen von einer „Kann“- zu einer „Muß“-Bestimmung erhoben werden. „Mit diesen Verbesserungen wird die Stellung der Auszubildenden deutlich aufgewertet“, meint die SPD.

Verbesserte Mitbestim- ? mung helfe, das Gefühl der Jugendlichen im Osten zu vermeiden, fünftes Rad am Wagen zu sein, sagte Hilsberg. Und außerdem sei Mitbestimmung ein Mittel, dem Rechtsradikalismus entgegen zu treten. Die schwierige industrielle Situation sei der eigentliche Grund für die Lehrstellenmisere. Sein Antrag wird an nichts etwas ändern.

HERMANN BOHLEN

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