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  • Wirtschaft und Umwelt
  • In Bischofferode am 30. Oktober: Konferenz ost- und westdeutscher Vertrauensleute und Betriebsräte

Belegschaft: Kein Alternative zum Erhalt der Grube

  • Wolfgang Her
  • Lesedauer: 3 Min.

Eine Belegschaftsversammlung in der bedrohten Kali-Grube in Bischofferode, wie sie am Dienstag dieser Woche stattfand, war überfällig. Die Versammlung dauerte von 8 bis 16 Uhr und zeigte erneut, daß die Belegschaft voll hinter dem Arbeitskampf für den Erhalt der Arbeitsplätze und der Grube steht.

Als einer der Redner machte der bekannte Unternehmer Johannes Peine, der die Grube von der Treuhand übernehmen möchte, deutlich, daß er nach wie vor den Betrieb weiterführen will und dazu alle 536 Beschäftigten, die im Kali-Bereich tätig sind, übernehmen will. Zudem ginge es ihm mittlerweile auch um das Prinzip, ob der Mittelstand in

der Bundesrepublik überhaupt noch eine Chance hat.

Starkes Mißbehagen löste der Beitrag des Geschäftsführers von über Tage, Wolfgang Steinert, aus. Dieser brachte die Rechtfertigungsversuche der Mitteldeutschen Kali AG (MdK), wonach die Grube völlig unwirtschaftlich sei und versuchte, Hoffnungslosigkeit zu verbreiten. Dabei ist bekannt, daß auch er nicht die Erlöse kennt, die mit dem Kali erzielt werden. Am Rande der Versammlung munkelte man, daß Steinert wohl ein lukratives Abfindungsangebot in der Tasche habe.

Das Betriebsratsmitglied Walter Kunze ging darauf ein und machte deutlich, daß sich die Belegschaft nicht zum Op-

fer von Zahlenspielereien machen läßt. Die Bischofferoder würden durch ganz Deutschland fahren, wären überall eingeladen und ebenso sei erkannt, daß die Arbeitslosigkeit kein Bischofferoder Problem allein sei, sondern die Belegschaften gemeinsam dagegen angehen müssen. Lothar Wedekind, Mitglied des IGBE-Ortsvorstands, meinte dazu, daß der Kampf der Belegschaften für ein „positives Programm“ - sofortige Arbeitszeitverkürzung, Wohnungsbau und Umweltschutz - bundesweit zusammengeführt werden soll. Das sei ein Ergebnis der Konferenz „Arbeitsplätze für Millionen“ Anfang Oktober in Duisburg gewesen.

Während der SPD-Bundestagsabgeordnete Wieland Sorge auf der Versammlung dafür plädierte, daß die Arbeitsplatz-Alternativen erhalten bleiben müssen, falls das Werk nicht zu halten sei, stellten Redner der Belegschaft heraus, daß es keine Alternative zum Kampf um den Erhalt der Arbeitsplätze gibt. So sehe das Alternativkonzept der Treuhand vor, daß in der sogenannten Gesellschaft für Verwahrung und Verwertung lediglich 200 Leute auf zwei Jahre „beschäftigt“ werden sollen und zwar für Abriß und Mülleinlagerung.

In der Zwischenzeit fand auch ein Treffen statt, an dem u. a. der Bischofferoder Betriebsratsvorsitzende Heiner

Brodhun und Vertreter der Betriebsräteinitiative-Ost teilnahmen. In einer Erklärung dazu heißt es, daß die „hochgespielten Äußerungen“ des Betriebsratsvorsitzenden des Kaliwerks („Hobbyterroristen“ etc.) bei einer Aussprache zwischen dem Kali-Betriebsrat und der Betriebsräteinitiative bedauert und zurückgenommen wurden. Ferner gab der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Gerhard Jüttemann bekannt, daß am 30. Oktober kein Aktionstag wie ursprünglich geplant, sondern eine Konferenz mit Betriebsräten und Vertrauensleuten aus ost- und westdeutschen Betrieben stattfinden wird.

WOLFGANG DÜRR

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