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Preußenbiß

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Noch nie war Eishockey etwas für zarte Musterschüler. Schnell, hart, männlich, aggressiv, brutal - so sind die Puckschläger. Trotz dicker Polster liegen die Nerven blank, und die vielen Körperkontakte lassen manchen Heißsporn den Schläger wie ein Schwert handhaben.

So Dienstag abend, als die Berliner Gastgeber den Hedos-Bayern unbedingt beweisen wollten, wer die Preußen im Hause sind. Die Schiedsrichter waren überfordert, brachen das Spiel ab, ließen sich beleidigen (Preußentrainer Flynn meinte, „Guten Abend“ gesagt zu haben, Schiedsrichter Schaeufl glaubte „Du blinder Hund“ gehört zu haben), pfiffen erneut an, schickten vier Preußen auf die Büßerbank.

Wenn es stimmt, daß manche Cracks sich die Zähne lieber ziehen lassen, bevor sie ihnen ausgeschlagen werden, muß das abgelegte Gebiß von Preußen-Torwart Merk in der Kabine auf- und zugegangen sein. So gräßlich-giftig war der. Im Fußball geht es um nicht weniger und auch hart zur Sache, und es werden keine Streicheleinheiten, dafür blaue Flecke und Beulen verteilt. Aber gegen die Eisrowdys sind es die reinsten Rasenbubis. Das liegt daran, daß sie mit blo-ßen Händen spielen müssen.

Nehmt den Pucks die Schläger weg und sie werden lammfromm. Aber wer will schon gezähmte Eishockeyspieler? Erst eine richtige Klopperei macht das Spiel interessant, die Kassen voller, die Einschaltquoten höher. Keilereien sind überdies international, da kann es nicht passieren, daß jemand in Verständigungsnot „Du blinder Hund“ für einen freundlichen Abendgruß hält.

WOLFGANG RICHTER-

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