nd-aktuell.de / 07.10.1993 / Reise / Seite 16

Technik und Lernspaß kompakt

Ganz in der Nähe des idyllischen Landstädtchens Beaulieu in der südenglischen Grafschaft Hampshire weisen unübersehbare Hinweistafeln auf ein Ausflugsziel hin, das jährlich über eine halbe Million Besucher aus nah und fern anlockt: das Nationale Motor-Museum.

Entstanden aus der privaten Kraftwagensammlung des britischen Motorpioniers Lord Montagu, dessen Familienwohnsitz sich etwas abgelegen am Rande des Ausstellungsgeländes befindet, präsentiert das Museum in einem riesigen Lichthof gegenwärtig mehr als 200 historische Automobile. Darunter befinden sich Oldtimer vom Rang eines Cannstatt-Daimler von 1898, dem man die äußerliche Herkunft von der Pferdekutsche noch deutlich ansieht, oder von der langgestreckten Eleganz eines cremefarbenen Rolls Royce „Silver Ghost“ von 1909 - Modelle, die das Herz eines jeden Autofans höher schlagen lassen.

Aber auch legendäre Rennwagen oder Nutzfahrzeuge früherer Jahrzehnte wie Feuerwehren, Motorwalzen, Milch-, Bier- oder Brottransporter vermitteln eine anschauliche Vorstellung von damaligem Technikstand und Zeitgeschmack. Damit nicht genug, wird auf der oberen Etage an einer großen Kollektion von „Feuerstühlen“ ein repräsentativer Überblick zur Geschichte des motorisierten Zweirades vermittelt. An anderer Stelle wird'die Entwicklung von Motoren und Zündkerzen oder die sich mit wachsenden Anforderungen wandelnde Gestalt und Eigenschaft der Bereifung an entsprechenden Beispielen dargestellt.

Die eigene Geschicklichkeit kann man an ferngelenkten Modellen oder an der Mini-Auto-und Fahrradbahn prüfen. Das prickelnde Gefühl, selbst am Steuer berühmter Fahrzeuge zu sitzen, stellt sich während der aufregenden Fahrt mit immer schneller

werdenden Wagen im „Wheels“-Pavillon ein, einem Simulator mit synchrongesteuerter Kabine.

Damit der Besuch des Nationalen Motor-Museums nicht zu „techniklastig“ bleibt, kann man anschließend mit einem Londoner Doppelstockbus-Veteran von 1912 oder auch hoch über dem Gelände mit der modernen Einschienenbahn nach Beaulieu-Äbbey, einem ehemaligen Zisterzienserkloster aus dem 16. Jahrhundert fahren. In sorgsam restaurierten ehrwürdigen Mauern gibt dort eine sehenswerte Ausstellung über die Tätigkeit der Mönche und über das Alltagsleben in mittelalterlicher, noch autoloser Zeit anschaulich Auskunft.

Reisetip: Das Nationale Motor-Museum Beaulieu ist zu erreichen von London aus über die Autobahn M 3 Richtung Southampton. Übernachtungsmöglichkeiten vom einfachen Bed & Breakfast bis zu unterschiedlichen Hotelkategorien bietet die nahe Kleinstadt Lyndhurst. LOUIS EBERHARD