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  • Brandenburg
  • Weniger Betten, reduzierte Leistung - Gesundheitspolitik auf dem Prüfstand

Wie steht's um Berlins Krankenhäuser?

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin hat seit 1991 insgesamt 31 Krankenhäuser verloren. Damals gab es 113 (83 im Westen, 30 im Osten), heute sind's noch 82. Wie groß wird die Zahl am Ende des für das Jahr 1998 angesetzten Planungshorizonts von Gesundheitssenator Luther sein?

Konkreter ist die Senatsverwaltung mit ihren Rechnungen über die Bettenzahlen. 43 000 gab es noch 1991, im Westteil 28 000 und im Osten 15 000. Derzeit nennt die Gesundheitsverwaltung die Zahl 36 000. Bald will der Senat bei 30 400 Betten angelangt sein. Die Planungen, so meinte der Senator, seien an eine veränderte Bedarfssituation angepaßt worden. Die hatte eine 1991 gebildete Arbeitsgruppe „Gesundheitsplanung“ ermittelt: Nun seien nur noch jene 30 400 Betten bedarfsnotwendig. Die diesbezügliche Grundlage, der Krankenhausplan, berücksichtige die Be-

völkerungsentwicklung, die Krankenhausplanung im Land Brandenburg und in ersten Ansätzen die Auswirkungen des Gesundheitsstrukturgesetzes, hieß es.

Auch für dieses Dokument hatte man sich Empfehlungen anderenorts erarbeiten lassen. Die Dornier GmbH Friedrichshafen präsentierte im März dieses Jahres ihr Gutachten „Steigerung der Effektivität und bedarfsgerechte Neustrukturierung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) in Berlin“. Mit zum Teil fatalen Folgen vor allem für die Sozialmedizinischen Dienste (SMD). So sollen Aufgaben des ÖGD/SMD nur noch bei einzelnen Gesundheitsämtern konzentriert werden: der Jugendgesundheitsdienst, vertrauensärztliche Dienste, die nachgeordnete Krankenfürsorge (z. B. Krebsberatungsstellen). Infrage gestellt ist der ganze Be-

reich im Zusammenhang mit der Reform des Paragraphen 218: Schwangeren-, Schwangerenkonflikt-, Famüienplanungs-, Sexual- und Partnerschaftsberatung. Manches ist an den Gesundheitsämtern im Ostteil eben erst aufgebaut worden und soll nun von freien Trägern übernommen werden. Die aber fehlen im Osten.

Der Abbau dieser bezirklich zu sichernden Leistungen schlägt mittelbar auf die Krankenhäuser durch. Der Senator ist beispielsweise unzufrieden mit dem derzeit erreichten Grad der ambulanten Chirurgie in stationären Einrichtungen, die seit 1. Januar möglich ist. Wer aber soll die Nachbetreuung übernehmen und vor allem, wo soll dies geschehen, wenn im ÖGD Kahlschlag betrieben wird.

Dieser negative Gesamteindruck kann mit dem sogenannten Zukunftsprogramm Krankenhausinvestitionen

nur wenig kaschiert werden. Bekanntlich sind für Sanierung, Rekonstruktion und Neubau bis zum Jahre 2004 rund 7,7 Milliarden Mark eingeplant. Zwei Drittel der Summe sind für den Ostteil vorgesehen. 300 Millionen sollen im Städtischen Krankenhaus in Friedrichshain u. a. in die Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe fließen. Gerade in diesem Bereich sind in Berlin in den letzten beiden Jahren 445 Betten abgebaut worden und weitere 327 Betten sind „planungsmäßig“ vakant. Der Senator spricht gleichfalls von einer Verbesserung der geriatrischen und psychiatrischen Versorgung. Und avisierte „tiefe Einschnitte“.

Wie also ist es um die Zukunft der Berliner Krankenhäuser bestellt? Lesen Sie in den nächsten Tagen die ND-Serie „Krankenhausreport“.

PETER KOLLEWE

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