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  • Brandenburg
  • Fahrgastverbände unterbreiten Zwischenlösung für den Eisenbahnverkehr

Viele Knoten ergeben auch ein Netz

  • Lesedauer: 3 Min.

Angesichts der noch für viele Jahre zu erwartenden Engpässe im Eisenbahnverkehr in und um Berlin haben die Fahrgastverbände PRO BAHN und IGEB ein Programm der Sofortmaßnahmen und Zwischenlösungen für den Eisenbahnverkehr entwickelt. Erklärtes Ziel ist es, derzeitige Bahnkunden zu halten, abgewanderte zurückzuholen und neue zu gewinnen, wie der Vorsitzende der Verbände, Gerhard J. Curth, am Mittwoch feststellte.

Nachdrücklich warnte er vor überzogenen Hoffnungen, daß die Probleme mit Großprojekten wie dem Pilzkonzept, welches die Untertunnelung des Zentrums einschließlich eines neuen Zentralbahnhofes vorsieht, in absehbarer Zeit gelöst werden können. Die Bauarbeiten würden sicher rund zehn Jahre dauern und viele Unannehmlichkeiten (mehrfaches Umsteigen, Umfahren der Stadt) mit sich

bringen. Mit einer schrittweisen Verbesserung, gestützt auf bereits vorhandene, zur Zeit aber nur teil- oder ungenutzte Bahnanlagen, könnten dagegen annehmbare Übergangslösungen nach dem Motto geschaffen werden: „Viele Knoten ergeben auch ein Netz“

Wichtigstes Problem ist die ab 1994 für zwei Jahre geplante Sperrung der Stadtbahn zwischen Hauptbahnhof und Zoo. Statt einer Unterbrechung der Fern- bzw Regionalbahnlinien oder einer Umfahrung der Stadt nach dem ehemaligen „Sputnik-Konzept“ wird hier als Alternative ein Lückenschluß zwischen Baumschulenweg und Neukölln vorgeschlagen, der sich eigentlich schon parallel zu den S-Bahnbauarbeiten angeboten hatte. Damit würde ein leistungsfähiger Ersatz für die Sperrung geschaffen, ein gute innerstädtische Erschließung bliebe gewährleistet. Die

Bahnhöfe Westkreuz und Schöneweide ermöglichten ein bequemes Umsteigen in den Nahverkehr.

Kurzfristige Verbesserungen im Regionalverkehr, wo eine Vielzahl der Verbindungen noch vor den Toren der Stadt enden, wären u. a. durch die Reaktivierung des Wriezener Bahnhofs, der Lückenschlüsse Teltow-Lichterfelde Ost, Schönholz - Hennigsdorf und Märkisches Viertel - Basdorf sowie den Bau provisorischer Bahnsteige an den Bahnhöfen Westkreuz, Wannsee und Schöneberg zu erreichen. Damit könnten derzeit vom Güterverkehr schwach frequentierte Strecken für den Personenverkehr mit günstiger Anbindung an die Innenstadt erschlossen werden. Au-ßerdem würde die S-Bahn erheblich entlastet.

Bei den voraussichtlichen Kosten für das Projekt, das zwar keine optimale Lösung

darstelle, aber immer noch besser als gar nichts sei, gab sich Gerhard J. Curth sehr zurückhaltend. Sehr groben Schätzungen zufolge könnten sie etwa 122 Millionen Mark betragen. Diese würden aber mindestens für einen Zeitraum von 10 Jahren wirksam werden und zweifellos der Bahn viele Fahrgäste erhalten.

Auf die Nachfrage, woher das Geld denn kommen solle, erklärte Curth, das sei zwar nicht sein Problem, da aber Olympia 2000 nicht mehr finanziert werden müßte, ließen sich doch da sicher Mittel erschließen. Es ginge ja auch darum, daß Berlin seiner Hauptstadtfunktion schon in den nächsten Jahren auch funktioneil gerecht werden müsse. Die bisherigen Planungen weckten da Zweifel und wären bis 1997, wie Verkehrssenator Haase noch am Dienstag erklärt hatte, kaum realisierbar. KLAUS KIMMEL

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