Goitzsche als »Friedenspark«

3. Internationales Umweltforum in Magdeburg ging mit kontroversen Debatten zu Ende

  • Hilmar König
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Nach kritischen und teilweise kontroversen Debatten beendete am Mittwoch das 3.Magdeburger Umweltforum seine Arbeit. Der Bitterfelder Kulturlandschaft Goitzsche wurde vom weltweiten Netzwerk »Peace Park Foundation« der Status Friedenspark ehrenhalber verliehen.

Erstmals nahm die »Peace Park Foundation«, die eigentlich Naturschutzareale in Grenzgebieten zwischen zwei oder mehreren Staaten fördert, mit der Bitterfelder Goitzsche eine regionale Kulturlandschaft in ihr Programm auf. Es handelt sich allerdings um eine eher symbolische Geste, die nicht mit finanziellen Zuwendungen für die weitere Entwicklung des ehemaligen Braunkohletagebaugebietes verbunden ist.
Zuvor war es zum Thema »Wasserwege und Natur-Management« zu einem kritischen Erfahrungsaustausch zwischen Befürwortern und Gegnern des Ausbaus von Flüssen gekommen. Horst Rehberger, Sachsen-Anhalts Minister für Wirtschaft und Arbeit, erklärte, man wolle die Elbe natürlich nicht kanalisieren, aber so ausbauen, dass sie ganzjährig schiffbar wird. Dazu müsste beispielsweise der berühmte Domfelsen bei Magdeburg um 10 bis 15 Zentimeter abgeschliffen werden. Ökonomie und Ökologie seien nur durch Kompromisse zu vereinbaren.

Greenpeace kontra DaimlerChrysler
In diesem Sinne hat die Regierung des Bundeslandes erst kürzlich den Antrag »Faire Chancen für die Binnenschifffahrt« in den Bundesrat eingebracht. Der Umweltverband BUND, der vor der Tagungsstätte in Magdeburg mit Transparenten gegen den Flussausbau protestierte, bezeichnet diesen Antrag als »allen Erkenntnissen des ökologischen Hochwasserschutzes und des Erhaltes der Biodiversität in Flusseinzugsbereichen Hohn sprechend«. Er fordert die »freie Fahrt für Schiffe auf Kanälen, jedoch die Erhaltung von Elbe und Saale als naturnahe Flüsse«. Deutlich wurde bei dem verbalen Schlagabtausch, dass Schifffahrt nicht a priori umweltfreundlich ist und dass Schifffahrt-Lobby und Umweltschützer offensichtlich nicht zum ersten Mal aneinander vorbeireden.
Ein ähnlicher Eindruck entstand bei der Auseinandersetzung zwischen Vertretern von Greenpeace und dem Konzern DaimlerChrysler. Während der Autohersteller seine sozialökonomische Verantwortung und sein Engagement für den globalen Umweltschutz unterstrich, klagte Greenpeace auf einem Flugblatt DaimlerChrysler an, seit Jahren den serienmäßigen Einbau von Rußfiltern für Dieselmotoren zu verweigern. Überhaupt, so Greenpeace, zeige sich, dass in diesem Land die Autoindustrie die relevanten Gesetze mache. Konzernvertreter reagierten verärgert auf das »niveaulose und polemische« Flugblatt, blieben zugleich aber eine Antwort auf die Frage nach den Dieselrußfiltern schuldig. Klaus Töpfer vom UN-Umweltprogramm griff schlichtend ein und schlug vor, bei künftigen Foren auch den Repräsentanten von Nichtregierungsorganisationen eine Tribüne zur Darlegung ihrer Standpunkte zu geben.
Auch in den Vorträgen zum Klimawandel und seinen Folgen, zu Chancen für eine nachhaltige Energiestrategie sowie in den Workshops zu erneuerbaren Energiequellen und nachwachsenden Rohstoffen, zur Verminderung von CO-Emissionen und zur Rolle der Medien bei der Reflexion nachhaltiger Entwicklungen überwogen realistische Töne. Dr. Rajendra Pachauri, Vorsitzender des Internationalen Gremiums zum Klimawandel, erklärte, die globale Erwärmung in den letzten 50 Jahren sei zweifellos durch menschliche Aktivitäten, vor allem aber durch die von der Zivilisation genutzten Verbrennungsprozesse verursacht worden. Selbst eine enorme Reduktion von Emissionen würde einen Klimawechsel in den nächsten 100 Jahren nicht verhindern, weil sich bereits zu viel CO in der Atmosphäre befinde. Bis 2050 müsse man mit einem globalen Temperaturanstieg um bis zu 2,6 Grad Celsius rechnen. Schon heute seien rund drei Milliarden Menschen von den Folgen der Erwärmung betroffen. Dazu zählen Wassermangel, Hunger, die wachsende Malariagefahr sowie der Anstieg des Wasserspiegels in den Küstenregionen. Am meisten gefährdet seien die Armen in den Entwicklungsländern, weil sie sich am wenigsten schützen können.

Unbefriedigende Kohlendioxid-Reduktion
Andere Redner verwiesen auf das »unbefriedigende, fragmentierte und ungewisse Bild« bei der Verminderung von CO-Emissionen (Kyoto-Protokoll). Dazu trügen ein Mangel an politischem Willen, widersprüchliche wissenschaftliche Erkenntnisse, eine die alten Positionen verteidigende Wirtschaft, das Fehlen von kurzfristigen Lösungsansätzen, eine »kulturelle Spaltung« zwischen den USA und der EU, die Nord-Süd-Rivalität und die Verknüpfung mit anderen brisanten Fragen, zum Beispiel der Welthandelsorganisation, bei.
DaimlerChrysler und das UN-Umweltprogramm als Veranstalter zogen eine positive Bilanz der dreitägigen Konferenz und beschlossen, das näc...

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