Inlandsnachfrage schrumpft weiter

Drittes Quartal: Weniger Investitionen und Kaufkraft

  • Hans-Georg Draheim
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.

Der Export steuert rund ein Drittel zur deutschen Wirtschaftsleistung bei, doch die restlichen zwei Drittel werden durch die Inlandsnachfrage gedeckt. Während die Ausfuhr wieder wächst, schrumpft die Binnenwirtschaft.

Wie das statistische Bundesamt in Wiesbaden gestern bestätigte, war die leichte Zunahme der Wirtschaftsleistung vom zweiten zum dritten Quartal um real 0,2 Prozent ausschließlich dem Export zu verdanken. Der stieg in dem Zeitraum um 3,2 Prozent. Das eigentliche Problem der deutschen Wirtschaft ist das anhaltende Schrumpfen der Inlandsnachfrage. So verringerte sich die inländische Verwendung vom zweiten zum dritten Quartal 2003 um 1,6 Prozent. Im Vergleich zu 2002 beträgt der Rückgang 1,0 Prozent. Ein Ende dieser bereits das dritte Jahr andauernden Talfahrt der Binnenwirtschaft ist nach wie vor nicht in Sicht. Besonders schwerwiegend ist der parallele Einbruch bei der Beschäftigung. So gab es in Deutschland im 3. Quartal 2003 per saldo 479000 bzw. 1,2 Prozent Stellen weniger als ein Jahr zuvor. Besonders betroffen sind neben der Bauwirtschaft die klassischen Bereiche der Binnenwirtschaft, so das Handwerk mit einem Verlust von über 260000 Jobs. Im Einzelhandel waren es 50000 und im Gastgewerbe 30000 Stellen weniger als ein Jahr zuvor. Die leichte Entspannung, die in den Monaten August und September beim Stellenabbau erkennbar war, reicht bei weitem nicht aus, um den notwendigen Schub bei den Investitionen auszulösen. Im Gegenteil - auch im 3.Quartal entwickelten sich die Anlageinvestitionen weiter rückläufig. So wurden in der Wirtschaft real 2,8 Prozent weniger Investitionen getätigt als im dritten Quartal 2002. Das ist bereits das zwölfte Quartal in Folge, in dem sich die Anlageinvestitionen im Vorjahresvergleich rückläufig entwickelten. In den ersten drei Quartalen dieses Jahres wurden durchschnittlich 12 Prozent weniger investiert als noch drei Jahre zuvor. Auch der private Konsum schrumpfte im 3.Quartal 2003 und blieb real um minus 0,8 Prozent deutlich hinter dem Niveau des Vorjahresquartals zurück. Um diesen Rückgang wettzumachen, reichte der Zuwachs um 0,2 Prozent beim Staatskonsum bei weitem nicht aus. Maßgebend für die starke Schrumpfungstendenz der Binnenwirtschaft dürfte vor allem die zunehmende Auszehrung der Inlandsnachfrage sein. Vier Millionen Erwerbslose, der anhaltende Stellenabbau sowie ein nach unten gerichteter Lohnsenkungswettkampf führen dazu, dass die Menschen immer weniger Geld haben für ihren Lebensunterhalt. Auch weil der Reallohn und damit die individuelle Kaufkraft der Beschäftigten stagniert, sinkt die Massenkaufkraft. Auch im dritten Quartal 2003 lagen die Bruttolöhne und Gehälter in der Summe real etwa 0,9 Prozent niedriger als im vergleichbaren Vorjahresquartal. Das um die Inflation bereinigte verfügbare Einkommen der privaten Haushalte schrumpfte im gleichen Zeitraum um etwa 0,8 Prozent. Die Kehrseite einer schrumpfenden Beschäftigung ist jedoch zwangsläufig eine steigende Produktivität der deutschen Wirtschaft. So legte die Arbeitsproduktivität in Deutschland im dritten Quartal 2003 gegenüber dem vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres um 1,1 Prozent zu. Für die ostdeutsche Wirtschaft blieb das Hauptproblem auch im dritten Quartal 2003 der anhaltend hohe Abbau von Arbeitsplätzen. Etwa die Hälfte des bundesweiten Stellenabbaus dürfte auf die neuen Länder entfallen sein. Deshalb bleibt auch der Aufholprozess beim Wirtschaftswachstum mit voraussichtlich 0,25 Prozent Z...

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