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  • 5. Spieltag der Champions League

Mutmachen für Glasgow

Der FC Bayern will mit teutonischen Tugenden in Schottland gewinnen

  • Peer Sperling
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.
Last Exit Glasgow: Heute stehen die Profis des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München mal wieder in der Sieg-Pflicht: Nur mit einem Drei-Punkt-Gewinn bei Celtic Glasgow (20.45 Uhr/Premiere) können die Münchner noch die zweite Runde der Champions League erreichen. Verlieren ist verboten.
Und so wird das fünfte Vorrundenspiel der Bayern der Gruppe - so ist das Fußballgeschäft - zum »most important match« der noch recht jungen Spielzeit hochgeredet. Laut Ottmar Hitzfeld ist die Begegnung mit den seit 62 Heimspielen ungeschlagenen Celtics die wichtigste Partie der Saison, Torwart Oliver Kahn schwant ein »existenzielles Spiel« heraufziehen und für Manager Uli Hoeneß ist es schlicht das »Spiel der Spiele«. Tatsächlich hat Bayern München heute fast schon seine letzte Chance, einen frühzeitigen Europacup-K.o. zu verhindern.

Markige Worte
Doch dazu ist scheinbar Übermenschliches gefordert. »Man muss über sich hinauswachsen«, weiß Trainer Hitzfeld: »Unser absolutes Ziel ist es, ins Achtelfinale einzuziehen. Dafür werden wir alles geben.« Der Erfolgscoach verlangt eine Besinnung auf speziell teutonische Fußball-Fähigkeiten: »Deutsche Zweikampfstärke« soll gegen die harten Schotten helfen. Ergänzend fordert Hitzfeld bajuwarische Stärke: »Man muss bayerisches Selbstbewusstsein zeigen« meint er und erklärt auch gleich, was er damit meint: » Oft war es so: Wenn der FC Bayern mit dem Rücken zur Wand stand, sind Kräfte frei geworden, die vorher nicht da waren.« Auch seine Spieler wählten vor dem Spiel markige Worte, um zu zeigen, dass sie keine Angst vor dem UEFA-Cup-Finalisten der vergangenen Saison haben. So verriet Bayerns französischer Verteidiger Willy Sagnol, er spiele sowieso lieber gegen große Teams als gegen »Scheiße-Mannschaften«. Olala, Monsieur.
Spielführer Oliver Kahn gab sich vor der Partie gegen den 38-maligen schottischen Meister, der sich zuletzt mit einem 5:1 gegen Dundee United warm schoss, natürlich ebenfalls gewohnt selbstbewusst. »Wir sind der FC Bayern. Wir fahren nach Glasgow, um dort zu gewinnen«, tönte Kahn. Auch die Heimstärke des Gegners macht ihm keine Sorgen: »Serien sind dazu da, gebrochen zu werden.«
Allerdings ist die Harmonie bei den Bayern gerade empfindlich gestört. Ausgerechnet Manager Uli Hoeneß hatte mit Kritik am körperlichen Zustand von Spielmacher Michael Ballack im ZDF-Sportstudio (»er kann nicht laufen, er ist nicht fit«) für Unruhe vor dem »Spiel der Spiele« gesorgt. Der 27 Jahre alte Nationalspieler antwortete auf die Vorwürfe im Fachmagazin kicker. »Ich kann diese Äußerungen nicht verstehen, das ist der falsche Ansatz. Ich will immer alles geben. Wenn man mir aber permanent sagt, ich könne nicht laufen, liegt Hoeneß in der Wortwahl gehörig daneben«, polterte Ballack: »Ich weiß nicht, was das soll. Mir ist klar, dass ich im Derby gegen 1860 nicht gut war, aber das hat nichts damit zu tun, dass ich nicht laufen kann.«

Das Aus wäre »fatal«
Bei Manager Hoeneß spürt man vor allem Angst vor den finanziellen Auswirkungen eines frühen Ausscheidens. Nach seinen Angaben wäre ein Vorrunden-Aus »fatal«. Die Münchner würden nicht nur an Prestige verlieren, ihnen würden auch Millionen- Einnahmen durch Prämien und TV-Gelder in den K.o.-Runden entgehen. Allerdings haben die Bayern in der Champions League durch einen veränderten TV- Anteil nach »kicker-Angaben« mit 20,77 Millionen Euro schon deutlich mehr eingenommen als im Vorjahr (14,5 Mio).
Doch durch die 1:2-Heimniederlage vor drei Wochen gegen Olympique Lyon sind die Bayern in der Tabelle abgerutscht. Um die Chance auf ein Weiterkommen aus eigener Kraft zu sichern, müssen sie mindestens ein Unentschieden schaffen. Sollten sie verlieren und Lyon gegen RSC Anderlecht mindestens einen Punkt holen, hätten die Münchner im letzten Spiel gegen Anderlecht keine Möglichkeit mehr, den für den Achtelfinal-Einzug nötigen 2. Platz zu schaffen.
Bis auf die Langzeit-Ausfälle Sebastian Deisler, Mehmet Scholl und Alexander Zickler kann Hitzfeld personell weitgehend aus dem Vollen schöpfen. Nur der Einsatz des Brasilianers Ze Roberto (muskuläre Probleme im Rücken) ist laut Hitzfeld fraglich: »Da müssen wir abwarten«. Der zuletzt angeschlagene Nationalspieler Tobias Rau ist nach überstandenem Muskelfaserriss dagegen wieder dabei.
Im Celtic-Park in Schottland, auch »das Paradies« genannt, müssen die Münchner vor allem auf die brandgefährlichen Torjäger Chris Sutton und den schwedischen Nationalstürmer Henrik Larsson aufpassen. In der heimischen Meisterschaft ist die Bilanz der Gastge...

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