Wartend

Rolf Clemens Wagner

Das frühere Mitglied der Roten Armee Fraktion könnte nach 24 Jahren in Haft demnächst begnadigt werden.

»Heute beenden wir dieses Projekt«, schrieb die Rote Armee Fraktion im Frühjahr 1998, die »RAF ist nun Geschichte«. 28 Jahre nach ihrer Gründung gehörte der »bewaffnete Kampf«, für den andere allenfalls das Prädikat »feiger Terrorismus« übrig hatten, der Vergangenheit an. Dabei ist die politische Akte RAF keineswegs geschlossen. Noch immer sitzen mit Eva Haule, Christian Klar, Birgit Hogefeld und Brigitte Mohnhaupt frühere Mitglieder der Organisation in deutschen Gefängnissen. Der fünfte, Rolf Clemens Wagner, könnte nun nach 24 Jahren in diesem Jahr frei kommen. Er sitzt am längsten von allen 26 seit Mitte der 70er Jahre inhaftierten RAF-Mitgliedern im Gefängnis. Wagner soll sich, so die Version der deutschen Justiz, 1976 der RAF angeschlossen und ein Jahr später an der Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer beteiligt haben. Zwei Jahre danach wurde Wagner gefasst - zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit. Denn schon im Mai 1978 war Wagner mit anderen RAF-Mitgliedern im damaligen Jugoslawien festgesetzt worden, durfte aber wenige Monate später in ein Land seiner Wahl ausreisen. Im Winter 1979 ging der frühere Volkswirtschafts- und Jurastudent nach einem fehlgeschlagenen Banküberfall mit einer Toten in Zürich der Polizei ins Netz. Wagner, so Berichte, habe mit einem Großteil der Beute von rund 500000 D-Mark auf einer Bank vor dem Zürcher Hauptbahnhof gesessen und sich widerstandslos festnehmen lassen. Von einem Schweizer Gericht war Wagner daraufhin zu lebenslanger Haft verurteilt und später in die Bundesrepublik ausgeliefert worden. Dort erwartete den heute 59-Jährigen 14 Jahre nach dem ersten ein weiterer Prozess: 1987 wurde Wagner erneut zu lebenslanger Haft verurteilt - wegen der Schleyer-Entführung. Die Behauptung, Wagner habe Schleyer nahe der belgisch-französischen Grenze sogar erschossen, wurde nie bewiesen. Sein Strafregister war allerdings noch immer nicht vollständig. Anfang der 90er Jahre, nachdem in der DDR untergetauchte RAF-Mitglieder festgenommen worden waren, wurde Wagner ein drittes Mal verurteilt. Diesmal wegen eines versuchten Bombenanschlags aus dem Jahre 1979. Schon 2001 hatte Wagner in einem als »nachdenklich und inhaltsreich« beschriebenen Brief bei Bundespräsident Johannes Rau um seine Begnadigung gebeten. Sein Warten auf Freilassung könnte nun ein Ende haben. Das Verfa...

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