Jede fünfte Frau ist ein Opfer von Gewalt

Aufklärungskampagne des Senats/Täter und Misshandelte aus allen Schichten

  • Andreas Heinz
  • Lesedauer: ca. 1.5 Min.
Die Patientin klagt bei ihrer Ärztin über Angstzustände, Ess- und Schlafstörungen sowie Stress. Bei näherer Untersuchung stellt sich heraus, dass die Frau seit Jahren von ihrem Mann geschlagen wird. Die äußerlichen Verletzungen wie Prellungen, Quetschungen oder Blutergüsse hatte sie aus Angst immer wieder vertuscht. Jede fünfte Frau ist einmal in ihrem Leben Opfer von Gewalt geworden, ergaben Untersuchungen nach Angaben der Senatsverwaltung für Soziales. Jede dritte Frau über 16 Jahre sei zumindest einmal im eigenen Haus Opfer von Gewalt gewesen.
Die Senatsverwaltungen für Frauen sowie Soziales starten deshalb zum heutigen internationalen Aktionstag gegen Gewalt an Frauen eine Aufklärungskampagne mit Faltblättern und Plakaten. An der Aktion beteiligen sich auch die Ärztekammer, das Netzwerk Frauengesundheit Berlin und die AOK. Gemeinsam will man das Thema »Gewalt gegen Frauen« stärker an die Öffentlichkeit bringen und Tabus brechen, erklärte Frauensenator Harald Wolf (PDS) bei der gestrigen Vorstellung der Kampagne. Leider sei es alltäglich, dass Frauen von Männern verprügelt würden. Meist trauten sich die Frauen nicht, an die Öffentlichkeit zu gehen. Die Folge: Zu den körperlichen Verletzungen kommen die seelischen. »Unser Ziel ist es, Gewalterfahrungen von Frauen als Ursache vieler Erkrankungen zu erkennen und in die Behandlung einzubeziehen«, so Wolf weiter.
Gesundheitssenatorin Heidi Knake-Werner (PDS) machte darauf aufmerksam, dass Gewalt gegenüber Frauen in allen sozialen Schichten vorkomme. Misshandelte Frauen müssten ermutigt werden, über ihre Situation zu sprechen. Darin sieht der AOK-Vorstandsvorsitzende Rolf D. Müller ein weiteres Ziel der Kampagne. Ärztekammerpräsident Günther Jonitz will helfen, Mediziner in Praxen und Kliniken auf die Behandlung solcher Fälle vorzubereiten. Das Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge in Lichtenberg und das St.Joseph-Krankenhaus in Weißensee bieten zum Beispiel derartige Behandlungen an. Sechs Frauenhäuser und etliche Zufluchtswohnungen stünden misshandelten Frauen zur Verfügung. In Berlin bearbeitet die Polizei nach Informationen der AOK jedes Jahr rund 16000 Fälle häuslicher Gewalt. Das Bündnis der Berliner Frauenprojekte informiert heute von 13 bis 16 Uhr vor dem Roten Rathaus zum Thema.

Netzwerk Frauengesundheit, Martin-Luther-Str. 105, Tel. 901389...

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