FU muss 83 Professuren einsparen

Studierende setzen Proteste fort: öffentliche Vorlesungen, Mahnwachen, Happenings

  • Christine Schettinger
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.
Auf dem Alexanderplatz konnten Passanten gestern etwas für ihre Bildung tun: Vor etwa 200 frierenden Studierenden und neugierigen Passanten hielt Prof. Christoph G. Paulus von der juristischen Fakultät der Humboldt-Universität (HU) eine öffentliche Vorlesung . »Ich begrüße den Streik«, erklärt Professor Paulus dem ND im Anschluss. »Wir haben in der juristischen Fakultät eine Sollgröße von 29 Professuren. Derzeit sind 24 besetzt. Davon sollen dann noch vier gekürzt werden«. Mischa Hecker vom Fachschaftsrat der Juristen ergänzt: »Unsere Fakultät wurde bisher immer gelobt, weil wir mit so wenig Mitteln so gute Qualität anbieten können.« Das sei durch die Einsparungen nicht zu halten. »Unsere Seminare sind sowieso vollkommen überfüllt«, schimpft Jan Voigt am Rande der Chemie-Vorlesung am anderen Ende des Alex. »Weitere Kürzungen können wir einfach nicht verkraften«. Überall in Berlin finden derzeit Aktionen wie diese statt. Studierende und Dozenten protestieren gegen die vom Senat angekündigten massiven Kürzungen an den drei Universitäten. Insgesamt 75 Millionen Euro sollen sie bis 2009 einsparen. Die Proteste richten sich außerdem gegen die Einführung von Studiengebühren. Seit vergangener Woche stehen die Unis im Streik und machen mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen auf ihre Situation aufmerksam. So halten Studierende seit dem Wochenende eine Mahnwache vorm Roten Rathaus. Die Zugänge zu etwa 15 Instituten der HU werden von Streikenden blockiert. Chemie-Studenten verteilten morgens um 6 Uhr an vielen Bahnhöfen Info-Blätter und Bonbons. Auf dem Gendarmenmarkt »besuchten« Studierende die Eröffnung des Weihnachtsmarktes durch den Regierenden Bürgermeister. Mehrere hundert kamen zu einem »Protest-Happening« vor dem Reichstag. Die Streikbeteiligung bei den einzelnen Instituten ist jedoch unterschiedlich. Voller Lehrbetrieb fand am Montag im Institut der Wirtschaftswissenschaften der HU statt: »Vier Professorenstellen werden bei uns wegfallen«, erläutert Iro Bajohr, BWL-Student. Insgesamt sieht der vorläufige Strukturplan der HU Einsparungen von 67 Professoren, 440 Mitarbeiterstellen und 3000 Studienplätzen vor. Prof. Dietrich Lenzen, Präsident der Freien Universität Berlin (FU), gab gestern den vorläufigen Strukturplan bekannt. Danach soll es künftig an der FU 83 Professorenstellen weniger geben. Auch für die Technische Universität (TU) sind ähnliche Einsparungen zu erwarten. Studierende besetzten das TU-Hauptgebäude. Wissenschaftssenator Thomas Flierl (PDS) hat den vom Senat geplanten Sparkurs verteidigt. Er sehe »keine Alternative«, erklärte der Politiker. Bei einer extremen Haushaltsnotlage könnten die Sparbemühungen nicht am Wissenschaftsbereich vorbei gehen. Das sei »eine Frage der Gerechtigkeit«. Damit sich die Studienangebote auch für Berlin auszahlten, sei ein »bundesweit...

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