Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

NATO-Zierde

  • Frank Wehner
  • Lesedauer: 2 Min.

Jüngst diskutierte man auf einem NATO-Treffen, ob Prag, Budapest oder Warschau reif genug schon waren, dem Pakt anzugehören. Befund: Sie sind es nicht. Schon das ist eine Anmaßung, doch noch übler wird's, wenn man gerade dieser Tage sieht, was an der Südostflanke dieses Exklusivklubs der Zivilisationsverteidiger passiert.

Dort hat ein Staatschef zum „Vernichtungsfeldzug“ gegen einen Teil der eigenen Bevölkerung gerufen. Die PKK, Repräsentantin des geschundenen Volks der Kurden, soll „ausgerottet“ werden. In der Presse erscheint eine Abschußliste. Tagtäglich ermorden in Anatolien Staatsdiener 20 bis 30 Menschen. Allein in der Stadt Lice, die „Sicherheitskräfte“ niederbrannten, wurden 380 Einwohner massakriert. Und ein Betonkopf im Präsidentenamt lehnt jeden

Versuch einer politischen Lösung ab.

Eine Regierung verfällt endgültig dem Blutrausch, Tollwut hat sie gepackt. Schläge, die die PKK austeilt, können das nicht rechtfertigen, zumal ihr oft genug auch unterschoben wird, was Leute Ankaras in ihrem Namen taten.

Wo bleibt eigentlich, da ernstlicher Protest sowieso nicht zu erwarten ist? Wenigstens die Mahnung der Partner Ankaras? Froh kann man da schon sein, wenn unter den effektiveren Waffen, die Generalstabschef Güres ins Gemetzel werfen will, keine deutschen sind. Genug hat Bonn, der so bewährte Anwalt kleiner Völker, ja geliefert,

Prag, Budapest und Warschau nicht würdig für die NATO? Daran gemessen, was schon drin ist, wären sie eine Zierde, und das verfemte Belgrad könnte Ehrenmitglied werden.

FRANK WEHNER

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal