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  • Hoppegarten - immer im Galopp?

Bescheidene Bilanz

  • Lesedauer: 2 Min.

Hoppegartens erfolgreichster Jockey Lutz Pyritz saß am letzten Renntag der Saison '93 unter den Zuschauern. 65 Siege in diesem Jahr, das kann sich sehen lassen. Allerdings, dreimal wurde ihm die Lizenz entzogen, einmal wegen Peitschenmißbrauchs, einmal wegen gefährlicher Reitweise und schließlich wegen Nichtwahrnehmung seiner Chancen. Für das dritte Delikt muß er vier Wochen pausieren. Wenig erfreulich. Dabei hätte Pyritz in diesem Jahr in der deutschen Jockey-Statistik an dritter Stelle stehen können.

1993 ging es in Hoppegarten langsam voran, nicht im Galopp, sondern im Schritt. Leichtem Rückgang beim Zuschauerinteresse (260 000) steht ein deutliches Plus bei den Toto-Einnahmen gegenüber (ca. neun Millionen Mark = zehn Prozent Steigerung). Geschäftsführer Artur Böhl-Js|s #ommer#af: „100 zahlungskräftige Wetter sind mir lieber als 1 000 Familien, die nur Kaffee trinken und Kuchen essen.“

Von den zehn besten deutschen Vollblütern dieses Jahres stellten sich acht in Hoppegarten vor. Es fehlten nur Platini (er gewann im Vorjahr hier das BMW-Europa Championat), und Sternkönig, der Dritte im Deutschen Derby. Bei den hochdotierten internationalen Gruppen-Rennen ging nur ein Sieg ins Ausland. Den „Großen Preis von Berlin“ gewann Pip's Pride mit Steve Raymont (England). Die anderen großen Sieger hießen: Quebrada (Peter Schiergen), Kornado (Mark Rimmer) und Komtur (Kevin Woodburn).

Damit wären wir auch bei einem Kardinalproblem. Zwischen den hohen Rennpreisen (rund 4 900 000 Mark) und dem Anteil des Rennvereins an den Toto-Einnahmen (ca. 2,35 Millionen) besteht ein krasses Mißverhältnis. Wenn man dazu noch berücksichtigt, daß zur Durchführung der 18 Renntage außerdem noch etwa 1,8 bis 2 Millionen Mark aufgewendet werden müssen, wird die fatale Situation noch deutlicher. Daß der Verein dennoch auch in diesem Jahr über die Runden kam, verdankt er seinen gro-ßen und kleinen Sponsoren. „Eine derartige Abhängigkeit ist auf die Dauer kein Zustand“, meint Vorstandsmitglied Dr. Joachim Diekow. „Wenn Hoppegarten wieder das Flaggschiff unter den deutschen Galopprennbahnen werden soll, brauchen wir hochdotierte Rennen und demzufolge finanzkräftige $p,<?nsoren.“ vi i«m n/ w<

Recht bescheiden wurde in Hoppegarten das 125jährige Rennbahnjubiläum gefeiert. Der Rennverein dachte lange über leeren Kassen nach, raffte sich dann doch mit Hilfe von RIAS Berlin zu einem harmonischen Sommerfest im Grünen auf. Der Union-Klub, der frühere Besitzer, hielt sich bedeckt. Der Rechtsstreit zwischen dem Land Brandenburg und der Bundesrepublik Deutschland über den Besitz des 440 ha umfassenden Areals hält an. Auch der angekündigte Erbbaurechtsvertrag als Zwischenlösung kam noch nicht zustande. Er ist lebenswichtig für Deutschlands attraktivste Rennbahn.

RUDOLF BARRE

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