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Ein Teil der Geschichte

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Oranienburg (ADN). In Sachsenhausen ist am Wochenende der Friedhof für die Toten des sowjetischen Internierungslagers Nummer 7 eingeweiht worden. Nach Angaben des Direktors der brandenburgischen Gedenkstättenstiftung, Jürgen Dittberner, waren in Sachsenhausen mindestens 50 000 Menschen interniert. 20 000 kamen durch Hunger und Krankheit ums Leben.

Die sterblichen Überreste wurden seit 1990 in Massengräbern auf dem ehemaligen KZ-Gelände und im Schmachtenhagener Forst gefunden. Sowjetische Lager standen nach 1945 auch in Neubrandenburg, Buchenwald und anderswo. Dittberner sagte, diese Tatsachen müßten festgehalten werden. Unter den Häftlingen seien neben völlig Schuldlosen auch Mittäter der NS-Zeit gewesen. Dies dürfe aber nicht verges-

sen lassen, daß die Menschenrechte in den Lägern für niemanden galten. Dittberner versicherte, die Gedenkstättenstiftuhg werde sich dieses Themas annehmen. Das Internierungslager sei Teil der Geschichte. Das heiße nicht Relativierung des NS-Terrors.

Landtagspräsident Herbert Knoblich (SPD) erinnerte daran, daß über die Vorgänge in den sowjetischen Lagern in der DDR nicht gesprochen werden durfte. Auch die Westalliierten wollten damals keine Untersuchungen. Die Gedenkstättenstiftung sei auf die Erinnerungen der Überlebenden angewiesen und auf russische Archive. Knoblich sagte, die Stiftung solle die Auseinandersetzung mit Terror und Gewalt fördern, darunter auch mit NKWD-Lagern.

Ulf Müller, Vorsitzender des SPD-Arbeitskreises ehemali-

ger politischer Häftlinge der SBZ/DDR, warnte davor, Opfergruppen gegeneinander auszuspielen. Wichtig sei die Verbreitung der Wahrheit. Oranienburgs Vize-Bürgermeister Hans-Joachim Laesicke sagte, es müsse alles getan werden, daß der Friedhof keine Kultstätte für Leute wird, die die Demokratie mit Füßen treten wollen.

Der Bildhauer Stefan Möller schuf die Grabplatte des Friedhofs mit dem Spruch von Max Frisch: „Es wird noch lange dauern, etliche von den Toten denken noch immer ah Rache. Ich glaube, es wird noch lange dauern, bis nichts mehr zurückbleibt. ... Wie meinst du das? ... Bis nichts mehr zurückbleibt, meine ich, von allem Gräßlichen, was geschehen ist.“

An der Ehrung nahmen rund 700 Menschen teil.

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