Demenzkrank vor dem Fernsehapparat?

Nicht jeder verwirrte Mensch fühlt sich vor dem Bildschirm wirklich wohl

  • Günter Queißer
  • Lesedauer: ca. 1.5 Min.
Ein gewohntes Bild: In einem Zimmer mit älteren Menschen läuft den ganzen Tag der Fernseher - aber keiner schaut hin. Manche Person schläft, andere wieder dösen vor sich hin oder sind unruhig. Pflegende erhoffen sich mit der televisionären Berieselung für sich Entlastung. Der Apparat als elektronische Wache, ein Ruhigstellen - immerhin geschieht es ohne schädliche Medikamente. Wahrscheinlich entspringt diese Praxis der Annahme, das könnte für die Betreuten Ablenkung, Entspannung, Unterhaltung sein. Allerdings wäre es ein Irrtum zu glauben, mit dieser Handlungsweise Defizite an Zuwendung, die diese Menschen dringend brauchen, ausgleichen zu können. Besonders bei Menschen mit Demenz sollte da behutsamer vorgegangen werden. Für die einen mag eine Fernseh-Sendung ein entspannender Zeitvertreib sein, andere aber haben schon bei kurzen Beiträgen Probleme, finden keine Ruhe, werden kribbelig. Auf manche alten oder kranken Menschen wirkt Fernsehen überhaupt verwirrend, für andere sind wieder bestimmte Sendungen ungeeignet. Natürlich vergessen Menschen mit Demenz sehr schnell, was sie gesehen haben, aber das tun gesunde und jüngere Menschen auch, nur eben nicht so schnell. Entscheidend ist, dass sie sich im Augenblick, während des Fernsehens, wohl fühlen. Dazu können pflegende Angehörige oder beruflich Pflegende beitragen, indem sie beobachten, welches Programm ihr Pflegling besonders mag. Sendungen, die eine hohe Konzentration verlangen, bei denen man logisch denken muss, werden für demente Menschen sicher ungeeignet sein. Besser kommen verständliche Programme mit Musik, mit Landschaften, mit Tieren oder Sport an, Sendungen, die an vorhandene Erinnerungen anknüpfen. Hat man herausgefunden, an welchen Sendungen der Betreute besonderen Spaß hat, können diese auf Videos aufgenommen und immer wieder verwendet werden. Auch Gesunde hören sich ja schöne Videos oder CDs gern mehrmals an. Dieser Spaß könnte sogar therapeutische Wirkung haben. Dabei ist es möglich, an frühere Interessen zu erinnern, je nachdem, ob es sich um einen Sportfan, einen Tierfreund oder Musikliebhaber handelt. Einem besonders unruhigen Menschen könnten Landschaftsbilder und entspannende Musik helfen. Also genau beobachten, wie ein Betreuter auf eine Sendung reagiert. Gibt es Probl...

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