Hertha BSC im freien Fall

Hansa Rostock mit hoher Moral

  • Jürgen Calließ
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.
In der 1. Fußball-Bundesliga offenbarten die beiden Sonntagspiele der NOFV-Vereine krasse Gegensätze. Während Hertha BSC (1:3 gegen Schalke 04) den freien Fall in beängstigender Geschwindigkeit fortsetzte, lieferte der FC Hansa Rostock (2:1 gegen Dortmund) wieder mal den Beweis, wie hohe Moral Berge versetzen kann. Bei den Berlinern will auch nach dem Absturz auf den vorletzten Tabellenplatz - die Herthaner rutschten damit schon zum vierten Mal in dieser Saison in die Abstiegszone - noch niemand die Notbremse ziehen. Die Spieler sind ratlos, der Trainer Huub Stevens findet keinen Ausweg und die Fans zweifeln erneut ob der Rückendeckung für den erfolglosen Coach inzwischen auch an Manager Dieter Hoeneß. »Ich werde die Hoffnung nicht aufgeben«, sagte der starke Mann des Vereins zur Arbeit des Trainers, schloss aber daran die Bemerkung: »Natürlich komme auch ich ins Grübeln, wenn ich die zweite Halbzeit gesehen habe.« »Ich weiß nicht, ob wir platt sind. Irgendwie finden wir dann nicht mehr zum Spiel«, rätselte Nationalverteidiger Marko Rehmer. »Wir haben wieder kläglich versagt. So steigen wir ab«, stellte Auswahlspieler Arne Friedrich fest. Trainer Stevens blieb ebenfalls nur bei der Ist-Beschreibung: »Das ist eine Kopfsache. Wenn wir ein Tor kassieren, fällt alles zusammen.« Einen freiwilligen Trainer-Abgang schloss der bis Saisonende 2004 unter Vertrag stehende Niederländer erneut aus. Die Hauptverantwortung lastet die Geschäftsführung der Hertha-AG mit Hoeneß an der Spitze, die allein die Entscheidungsgewalt über eine Ablösung von Stevens hat, weiter massiv den Profis an. Der Manager hielt nach der 1:3-Pleite eine laute Standpauke hinter verschlossenen Türen. »Ich habe deutlich gemacht, dass wir viele Nationalspieler mit sehr, sehr guten Verträgen haben. Ich bin nicht bereit, die Hand darüber zu halten. Jetzt muss die Mannschaft Opfer bringen.« In ähnlicher Form angekündigte Konsequenzen waren nach der UEFA-Cup-Pleite schon einmal ausgeblieben. Und für Hoeneß wird es auch immer schwieriger, an Stevens - zumindest bis zur Winterpause - festzuhalten. Eine Fehlentscheidung könnte auch die bisher feste Größe Hoeneß erheblich beschädigen. Am Mittwoch droht den Herthanern im DFB-Pokal in Bremen das Achtelfinal-Aus. Drei Tage später lauert in Dortmund der BVB auf einen Befreiungsschlag nach dem 1:2 in Rostock. Dortmunds Trainer Matthias Sammer hatte einen wichtigen Grund für die Niederlage erkannt. Hansa habe sich mit dem »stärkeren Willen« durchgesetzt. Tatsächlich demonstrierten die Rostocker eindrucksvoll, wie man durch eine tolle Moral wieder auf die Beine kommen kann. Die Elf steckte auch den zwischenzeitlichen Dortmunder Ausgleich weg, schlug drei Minuten vor Ende erneut durch Martin Max zu, der das 2:1 erzielte, und ließ sich von den 24300 Fans im Ostseestadion feiern. »Hansa gegen den BVB - das ist immer so etwas wie David gegen Goliath. Wie meine Mannschaft das aber diesmal gemacht hat: Kompliment. Wenn man so fightet, hat man auch das nötige Glück«, meinte Rostock Trainer Juri Schlünz stolz. Drei Siege in Serie haben seinen katastrophal in die Saison gestarteten Hanseaten wieder den Glauben an die eigene Stärke zurückgegeben und die A...

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