Akrobatik- Wirbel stach Eleganz aus

Fünfte Plätze für Gastgeber

  • Karl-Wilhelm Götte
  • Lesedauer: 2 Min.
Emilie Lepennec lächelte verlegen, als sie das erste Mal in ihrem Leben vor der internationalen Presse saß. Am liebsten hätte sich die junge Französin unter den Tisch weggeduckt, so unangenehm schien ihr die plötzliche Aufmerksamkeit. Sie hatte das Winners Final am Stufenbarren beim 21. internationalen DTB-Pokal in Stuttgart gewonnen und dabei die versammelte Weltklasse besiegt. Lepennec war bis dato ein unbeschriebenes Blatt. Sie ist noch keine 16 Jahre alt. »Ich habe mich in diesem Jahr stark verbessert«, sagte sie zurückhaltend. Da konnte die Russin Swetlana Chorkina, die »Grande Dame« im Weltturnen, nicht mehr mithalten. Die Eleganz der 24-jährigen Doppel-Olympiasiegerin am Stufenbarren reichte nicht mehr aus, um das viel schwierigere Programm der Französin zu kompensieren. Chorkina wurde hinter der Britin Elisabeth Tweddle gar nur Dritte. Höchst schwierige akrobatische Sprungreihen auf Männerniveau kontra gymnastische und tänzerische Eleganz lauteten auch die Gegenpole beim Bodenturnen der Frauen. Wieder blieb Chorkina auf der Strecke. Diesmal war dafür die Brasilianerin Daiane dos Santos dafür verantwortlich. Doch der Triumph der 20-jährigen Studentin aus Porto Alegre kam nicht von ungefähr. Dos Santos war vor drei Monaten in Kalifornien Weltmeisterin am Boden geworden. Ihre Sprünge waren so hoch und schwungvoll, dass sie Mühe hatte, auf der Mattenfläche zu bleiben. »Ich möchte nächstes Jahr Olympiasiegerin werden«, formulierte sie selbstbewusst. Das ist ihr zuzutrauen. Den deutschen Turnerinnen sicherlich nicht, doch wollen sie, nachdem sie sich als Mannschaft erneut nicht für Olympia 2004 qualifizieren konnten, wenigstens als Einzelturnerinnen nach Athen. Empfohlen hat sich für Olympia in Stuttgart vor allem die Kölnerin Lisa Brüggemann. Sie wurde Fünfte am Stufenbarren. Yvonne Musik (Hoffnungsthal) wurde beim Sprung ebenfalls Fünfte. »Wir werden dem NOK zwei Turnerinnen zur Olympia-Nominierung vorschlagen«, setzte sich DTB-Präsident Rainer Brechtken in Stuttgart vehement für Brüggemann & Co ein. »Ich gehe auch davon aus, dass das NOK unsere Vorschläge übernimmt.« Auch der Stutgarter Thomas Andergassen hielt als Fünfter am Pauschenpferd Kontakt zur Weltspitze, ebenso wie Sven Kwiatkowski (Chemnitz/5. am Reck). Vom Kreuzbandriss im Knie wieder genesen, turnte Andergassen »voll auf Angriff«. Auch an den Ringen erhöhte er noch kurzfristig das Risiko, indem er ein zusätzliches Kraftelement einbaute. »Man hat nur eine Chance, wenn man die 10,0 anbietet«, gab sich der 23-Jährige ehrgeizig. Im Finale wurde er zwar nur Neunter, fiel jedoch nicht ab. Bis Athen will er auch seine schwächeren Geräte (Sprung, Boden, Reck) mit Schwierigkeiten aufstocken.
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