Boeing-Boss gefeuert

US-Luft- und Raumfahrtkonzern trudelt weiter

Chicago/Berlin(ND-Heilig). Philip Condit, Chef des noch weltgrößten Luft- und Raumfahrtkonzerns Boeing, ist am Montag überraschend zurückgetreten. Nachfolger ist der bereits im Ruhestand befindliche, frühere Vize-Vorsitzende Harry Stonecipher. Der Konzern befindet sich seit Jahren in einer tiefen Krise, die laut Condit (Foto: Reuters) nur teilweise auf den Branchencrash nach dem 11. 9. 2001 zurückzuführen ist. Auf dem Passagierflugzeug-Sektor wurde Boeing von dem europäischen Airbus-Konzern überflügelt. Erst im Oktober musste man die Produktion der 757 einstellen. Der mit 200 Milliarden Dollar größte Rüstungsauftrag zum Bau einer neuen US-Kampfflugzeuggeneration war im vergangenen Jahr an Lockheed verloren gegangen. Wegen Industriespionage wurden Boeing unlängst staatliche Aufträge im Wert von einer Milliarde Dollar entzogen. Zwei Drittel der Aufträge zum Bau von Raketen, mit denen Militärsatelliten in die Umlaufbahn gebracht werden, gingen an Lockheed. Als moralische zweifelhafte Abwerbeversuche hinzu kamen, wurden Manager mit Haft bedroht. Vor einer Woche entließ der Konzern Condits Nummer zwei, Finanzchef Michael Sears. Der Flugzeugingenieur Philip Murry Condit, geboren 1941 in Kalifornien, war 1965 bei Boeing eingetreten. Er machte sich insbesondere um die Entwicklung von Passagier- und Frachtmaschinen verdient. Auf diesem Sektor hatte Boeing einen Marktanteil von rund 70 Prozent erreicht. Vor einem Jahr vereinbarte Condit eine Zusammenarbeit mit der Daimler-dominierten EADS. Sein Nachfolger Harry Stonecipher, vor dem Zusammenschluss mit Boeing Chef von McDonnell Douglas, gilt als harter Manager. Das lässt Experten weitere Massenentlassungen erwarten. Vor einem Jahr e...

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