Wovon Kinder heute noch träumen

Mechanische und funktionale Spielzeuge aus der DDR in KulturBrauerei

Ein kleiner Schrankkoffer, darin ein selbstbewusstes Puppenkind »Kuck in die Welt« mit vielen liebevoll nachgestalteten Utensilien, z.B. Schulranzen mit Heften und Stiften darin, verschiedene Kleidung und selbst Kämme und Putzzeug. Hildegard Schulze-Kramer, die dieses Spielzeug in den 50er Jahren schuf, hat mit viel Liebe zum Detail schon damals die Idee der heutigen, in Masse produzierten PocketVarianten realisiert. Dabei hatte jede ihrer Puppen mit den aufgemalten Gesichtern einen eigenen Charakter. Mit dem Kinderspielzeug war die DDR in ihren Anfängen der Zeit schon um einiges voraus. Das zeigt die Ausstellung »Spielzeug in der DDR« der Sammlung industrielle Gestaltung in der Kulturbrauerei in Prenzlauer Berg. Auf zwei Etagen ist hier ausgebreitet, was einst zum fantasievollen und kreativen Spiel anregte. Die noch heute existierende Sammlung des vom Bauhäusler Mart Stam 1950 gegründeten Instituts für industrielle Gestaltung umfasst inzwischen Exponate, die sich in Depots auf einer Fläche von 1800 Quadratmetern stapeln. Die Spielzeugsammlung ist nur ein Teil. Das mechanische Spielzeug, das in den 50er Jahren in der DDR entwickelt wurde, war vorwiegend aus Holz und wurde in Familienbetrieben besonders in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg gefertigt. Thematisch spiegelte es die Zeit insofern wider, dass es sich vor allem mit dem Wiederaufbau befasste. Bagger, Kräne, Bausätze. Nach dem Bauhausprinzip vereinte es oft Vielfunktionalität und die Minimierung des Raums. So entstand beispielsweise ein von Hans Brockhage entwickelter Holzwagen, in dem man fahren konnte und, wenn man es umdrehte, schaukeln. Mit einer Platte darüber diente das Gefährt auch als Tisch. In den 60er Jahren setzte sich auch beim DDR-Spielzeug die industrielle Serienfertigung durch. Und was dann später als Konsumgüterproduktion das Licht der Welt erblickte, hat oft weder technischen noch ästhetischen Ansprüchen genügt. Aber alles wurde in der DDR gefertigt, bis auf den robusten Plastikkipper, den fast jedes DDR-Kind in den 80ern besaß. Der kam aus Bulgarien und ist noch heute manchmal auf Spielplätzen zu finden. Die Ausstellung zeigt auch Bücher und speziell entwickeltes Spielzeug für Behinderte und für Kindergärten. Ein Sonderraum zeigt »Pop-up«, die einmalige Sammlung dreidimensionaler Bücher des Tschechen Vojtech Kubasta, die der Prager Artia-Verlag einst für Kinder aus aller Welt produzierte. Eine Sammlung, die erst in den letzten Jahren entstand ...

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