nd-aktuell.de / 02.12.2003 / Brandenburg

Wahlen bei der Jüdischen Gemeinde

Liberaler Flügel setzte sich mit großer Mehrheit durch

Christina Schultze
Der Jurist Albert Meyer und sein Bündnis »Kadima« (Vorwärts) sind auch aus der zweiten Wahl zur Repräsentantenversammlung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin als klare Sieger hervorgegangen. Die Gruppe des 56-Jährigen erreichte am Sonntag eine überwältigende Mehrheit und stellt künftig 20 der 21 Mitglieder des Gemeindeparlaments. Damit steht der Wahl Meyers zum neuen Gemeindevorsitzenden im Januar nichts mehr im Wege. Der Notar, der zum liberalen Flügel der Gemeinde zählt, würde Amtsinhaber Alexander Brenner ablösen. Meyer bewertete das Ergebnis als »großen Vertrauensbonus«. Die erste Wahl vom September musste wegen formaler Fehler wiederholt werden. Der Urnengang war notwendig, weil sich die Repräsentantenversammlung im März nach nur zweijähriger Amtszeit wegen Differenzen unter anderem zur Sanierung des Haushalts selbst aufgelöst hatte. Berlins Jüdische Gemeinde ist mit 12000 Mitgliedern die größte Deutschlands. Nach dem in der Nacht zu Montag veröffentlichten vorläufigen amtlichen Endergebnis besetzen Vertreter der Liste »Kadima« künftig 20 der 21 Sitze im Gemeindeparlament. Beim ersten Urnengang kamen sie auf eine Zwei-Drittel-Mehrheit. Meyer selbst erzielte mit 2006 Stimmen diesmal auch das mit Abstand beste Einzelergebnis. Er erhielt 300 Stimmen mehr als Brenner, der als unabhängiger Kandidat angetreten war und den zweiten Platz belegte. Insgesamt waren 9600 Wahlberechtigte zur Wahl der neuen Repräsentantenversammlung aufgerufen. Um die 21 Sitze hatten sich 53 Kandidaten beworben. Die Wahlbeteiligung lag bei nur 35 Prozent, fünf Prozent weniger als im September. Meyer freute sich über das gute Wahlergebnis. Sein Bündnis werde offenbar von vielen als »Hoffnungsträger« bei der Lösung der Probleme der Gemeinde gesehen, sagte der designierte Vorsitzende. Eine seiner wichtigsten Aufgaben sieht Meyer in der Bewahrung der Einheitsgemeinde. Er fügte hinzu: »Wir müssen aufpassen, dass es nicht zu Polarisierungen oder gar zu Abspaltungen kommt.« ddp