Schlitten fahren

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: ca. 1.0 Min.
Nun ist der Nikolaus dran. Er muss auf seinen Schlitten verzichten. Das aber ist wenigstens keine neue Teufelei des rot-roten Senats. Diesmal sind die Meteorologen schuld. Sie verkündeten das Hoch »Suzanne« und damit etwas zu viel Wärme für Schnee. Mit Schlitten fahren wird es also vorerst nichts. Oder doch? Eine »Bettel«-Demonstration von Sozialverbänden und Initiativen macht sich heute auf den Protestweg. Ihre Klagen: Die Kluft zwischen Arm und Reich werde breiter und tiefer, die Stadt Berlin »verrottet in ihrer sozialen, bildungsbezogenen und kulturellen Infrastruktur«, 600000 arme Menschen, der Sparkurs. Zu letzterem tagte gestern der rot-rote Koalitionsausschuss im Roten Rathaus. Geplante Ausgaben würden erneut geprüft, bekundete der SPD-Finanzsenator unverdrossen Sparwillen. Bereitschaft zu weiteren Einschnitten versicherte der PDS-Bürgermeister. So will die regierende Koalition den nächsten Haushalt mit extremer Haushaltsnotlage gerichtsfest machen, weil ihr die Opposition den aktuellen per Klage abschoss. Insbesondere deren grüner Bestandteil wiederum ist sauer, weil sie keinen Willen zu Gesprächsbereitschaft und Kooperation bei der Koalition findet. Die Studenten wiederum besuchen Vorlesungen im diesig-kühlen Freien, werben für Bildung und Zukunft, streiken. Ihnen springt plötzlich und demonstrativ der gewesene Regierende und Ex-CDU-Chef Eberhard Diepgen bei. Da ist nicht nur der PDS-Mann Wolf sauer, weil der »uns in diese Lage gebracht hat«. So will irgendwie jeder mit jedem Schlitten fahren in Berlin. Der sozial Schwache mit der Obrigkeit, der Senat mit seinem Vorgänger, der Student mit dem Finanzsenator, die Opposition mit der Koalition, mit der Führung die Basis?, der Parteizentralen-Besetzer mit PDS-Genossen, die mit Journalisten. Alle wollen Schlitten fa...

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