Triumph der Elefanten?

Peter E. Molden

Der österreichische und schweizer Staatsbürger, Jahrgang 1949, ist Geschäftsführer Buchverlage der Verlagsgruppe Lübbe.

ND: Vorige Woche hat das Kartellamt nach monatelangem Zögern die Übernahme des Heyne Verlages durch Bertelsmann/Random House genehmigt. Im Vorfeld haben mehrere Verlage, darunter Lübbe, Bedenken geäußert. Ist die Verlagslandschaft noch dieselbe wie vorher?
Molden: Es wird sich viel ändern, wenn die beiden größten Taschenbuchverlage Deutschlands zusammengehen. Zumal die Zukunft des Buches eher im Taschenbuch als im Hardcover liegt. Alle in der Buchbranche sind unglücklich, dass es zu dieser Elefantenhochzeit kommt. Über mögliche juristische Schritte haben wir bei Lübbe noch nicht entschieden.

Wer ist der Leidtragende der Fusion?
Wahrscheinlich der Leser. Zu viel Macht am Markt kann langfristig Vielfalt beeinträchtigen. Vor allem in den Nebenmärkten - also außerhalb des klassischen Buchhandels - kann sich ein so großer Player den Platz für seine Bücher einfach kaufen, etwa in den Warenhäusern. Die Breite seines Programms macht es nicht mehr notwendig, Bücher anderer Verlage in die Regale zu nehmen. Ein Konzern wie Bertelsmann ist zudem in der Lage, seine Inhalte entlang der gesamten Verwertungskette vom Buch, über die Zeitschrift bis hin zum TV abgestimmt zu vermarkten. Da bleibt kaum noch Raum für konkurrierende Inhalte. Allerdings muss es Bertelsmann erst einmal schaffen, seine Verlage so aufzustellen, dass Eins plus Eins auch wirklich Zwei ergibt.

Das klingt als ob Sie Zweifel haben?
Nun, die schiere Größe birgt auch die Gefahr, dass unorganisiert nebeneinander gearbeitet wird.

Und da liegen Chancen für die Kleinen?
Genau. Als Kleiner ist man oft geistig wendiger, kann schneller auf Entwicklungen reagieren. Ein Tanker braucht lange um seinen Kurs zu ändern, bei einem kleinen Motorboot geht das schneller. Außerdem müssen sich Autoren in einem Verlag zu Hause fühlen. Dafür kann ein kleines Haus besser geeignet sein. Freilich: Ob groß oder klein, man muss auch über Form und Preis der Bücher nachdenken.

Bücher müssen also billiger werden?
Wir sollten uns zumindest die Preisschwellen wieder anschauen. In den vergangenen Jahren dachten wir, dass die Grenze von zehn Euro für ein Taschenbuch übersprungen werden kann. Aber der Leser macht da nicht mit. Die Tendenz geht bei Lübbe zu einer engen Kalkulation. Schon beim Einkauf der Rechte müssen wir künftig noch genauer überlegen, wie teuer das Buch im Verkauf sein darf.

Im Bertelsmann-Buchclub werden einzelne Titel fast zeitgleich mit der regulären Buchhandelsausgabe für weniger Geld angeboten. Steht die Buchpreisbindung vor dem Aus?
Ich glaube fest an die Zukunft der Preisbindung. Sie sichert das Angebot in der Breite und der Fläche. Doch das Leben ist schneller geworden, da ändern sich auch die zeitlichen Abstände zwischen Handels- und Buchclub-Ausgabe.

Das Kartellamt hat vor allem auf die Verlage geschaut. Aber sind nicht vor allem die Buchhändler durch die Fusion gefährdet? Bertelsmann hat eigene Shop-in-Shop-Verkaufsstellen in Supermärkten angekündigt.
Das normale Publikum wird weiterhin in die Buchhandlungen gehen. Und auch Bertelsmann kann auf ein gutes Verhältnis zu den Buchhändlern nicht verzichten.

Fragen: Andreas KlähnND: Vorige Woche hat das Kartellamt nach monatelangem Zögern die Übernahme des Heyne Verlages durch Bertelsmann/Random House genehmigt. Im Vorfeld haben mehrere Verlage, darunter Lübbe, Bedenken geäußert. Ist die Verlagslandschaft noch dieselbe wie vorher?
Molden: Es wird sich viel ändern, wenn die beiden größten Taschenbuchverlage Deutschlands zusammengehen. Zumal die Zukunft des Buches eher im Taschenbuch als im Hardcover liegt. Alle in der Buchbranche sind unglücklich, dass es zu dieser Elefantenhochzeit kommt. Über mögliche juristische Schritte haben wir bei Lübbe noch nicht entschieden.

Wer ist der Leidtragende der Fusion?
Wahrscheinlich der Leser. Zu viel Macht am Markt kann langfristig Vielfalt beeinträchtigen. Vor allem in den Nebenmärkten - also außerhalb des klassischen Buchhandels - kann sich ein so großer Player den Platz für seine Bücher einfach kaufen, etwa in den Warenhäusern. Die Breite seines Programms macht es nicht mehr notwendig, Bücher anderer Verlage in die Regale zu nehmen. Ein Konzern wie Bertelsmann ist zudem in der Lage, seine Inhalte entlang der gesamten Verwertungskette vom Buch, über die Zeitschrift bis hin zum TV abgestimmt zu vermarkten. Da bleibt kaum noch Raum für konkurrierende Inhalte. Allerdings muss es Bertelsmann erst einmal schaffen, seine Verlage so aufzustellen, dass Eins plus Eins auch wirklich Zwei ergibt.

Das klingt als ob Sie Zweifel haben?
Nun, die schiere Größe birgt auch die Gefahr, dass unorganisiert nebeneinander gearbeitet wird.

Und da liegen Chancen für die Kleinen?
Genau. Als Kleiner ist man oft geistig wendiger, kann schneller auf Entwicklungen reagieren. Ein Tanker braucht lange um seinen Kurs zu ändern, bei einem kleinen Motorboot geht das schneller. Außerdem müssen sich Autoren in einem Verlag zu Hause fühlen. Dafür kann ein kleines Haus besser geeignet sein. Freilich: Ob groß oder klein, man muss auch über Form und Preis der Bücher nachdenken.

Bücher müssen also billiger werden?
Wir sollten uns zumindest die Preisschwellen wieder anschauen. In den vergangenen Jahren dachten wir, dass die Grenze von zehn Euro für ein Taschenbuch übersprungen werden kann. Aber der Leser macht da nicht mit. Die Tendenz geht bei Lübbe zu einer engen Kalkulation. Schon beim Einkauf der Rechte müssen wir künftig noch genauer überlegen, wie teuer das Buch im Verkauf sein darf.

Im Bertelsmann-Buchclub werden einzelne Titel fast zeitgleich mit der regulären Buchhandelsausgabe für weniger Geld angeboten. Steht die Buchpreisbindung vor dem Aus?
Ich glaube fest an die Zukunft der Preisbindung. Sie sichert das Angebot in der Breite und der Fläche. Doch das Leben ist schneller geworden, da ändern sich auch die zeitlichen Abstände zwischen Handels- und Buchclub-Ausgabe.

Das Kartellamt hat vor allem auf die Verlage geschaut. Aber sind nicht vor allem die Buchhändler durch die Fusion gefährdet? Bertelsmann hat eigene Shop-in-Shop-Verkaufsstellen in Supermärkten angekündigt.
Das normale Publikum wird weiterhin in die Buchhandlungen gehen. Und auch Bertelsmann kann auf ein gutes Verhältnis zu den Buchhändlern nicht verzichten.

Fragen: Andreas Klähn

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