nd-aktuell.de / 03.12.2003 / Kommentare

Gehör finden

Ein Tag im Jahr für Behinderte

Uwe Kalbe
Im Europäischen Jahr für Behinderte nun heute der Internationale Tag für Behinderte. Menschen, die - auf diese oder jene Weise - den Albtraum erleben, vergeblich nach Hilfe zu schreien, weil die Stimme versagt und Menschen unberührt vorübergehen, fanden Gehör in der offiziellen Politik. Was? Sie werden in Gaststätte nicht bedient? Dürfen mancherorts keine Ferienwohnungen mieten? Werden von Versicherungen zurückgewiesen? Und an Flugzeugen? Schrecklich! Ungerecht! Und doch: Besser, mit solchen Dingen nicht behelligt zu werden... Schon morgen senkt sich wieder Schweigen über die Betroffenen. Die das Schicksal zu scheinbar Fremden gemacht hat. Unter den »Normalen«, deren Handicap häufig nur weniger sichtbar ist. Die mit den selben Vorbehalten geschlagen sind. Die sich vielfach selbst helfen könnten, wenn sie die gleichen Chancen hätten wie jeder andere. Beschäftigungsquoten oder behindertengerechte Toiletten schaffen solche Gleichheit. Vieles hat sich in Jahrzehnten getan, vieles nicht. Wo etwa Mangel an Beschäftigung herrscht, wiegen Mängel Behinderter doppelt schwer. Ein Antidiskriminierungsgesetz soll deshalb auch für sie gelten, nicht nur für Opfer von Rassismus. Dieses würde ihre Lage nicht sofort bessern. Aber notfalls Gehör verschaffen.