Junges Grün auf altem Exerzierplatz

Wo einst sowjetische Kasernen standen, entsteht bis 2005 ein Erholungspark

  • Steffi Bey
  • Lesedauer: 3 Min.
Aus dem einstigen Sperrgebiet an der Treskowallee ist ein Abrissgebiet geworden: Seit Ende August werden auf den rund 30 Hektar neben der Trabrennbahn Karlshorst die Hinterlassenschaften des russischen Militärs beseitigt. Bis Ende des Jahres sollen die alten Gebäude abgetragen sein. Wo einst Panzerhallen standen, liegen jetzt Steinhaufen. Daneben warten Erdhügel darauf, verteilt zu werden. Der Boden war teilweise bis vier Meter tief kontaminiert. Umrandet wird dieser Bereich von ein paar Blaufichten. Kerzengerade ragen sie empor. Ganz anders als die Kastanien, die der breiten Straße, die mitten durch das einstige Militärgelände führt, ihren Namen gab. »Die Bäume sind stark beschädigt, wir müssen sie austauschen«, sagt Ingrid Kitzmann, Leiterin des Umweltamtes Treptow-Köpenick. Stattdessen sollen künftig auf beiden Seiten der 1200 Meter langen Allee Eichen wachsen. Bis es soweit ist, gibt es zunächst Wichtigeres zu tun: Erst einmal gilt es, den Beton, der seit 1945 rücksichtslos in die Natur gesetzt wurde, zu entfernen. Die Sowjetunion, die in diesem Bereich der Wuhlheide Truppenteile stationiert hatte, hinterließ Kasernen, Garagen, Wartungshallen, Baracken, Schießanlagen und eine Tankstelle. Auf einem versiegelten Exerzierplatz marschierte die Armee auf, hielt Appelle ab. In spätestens zwei Jahren soll der Volkspark Wuhlheide auch in diesem Bereich wieder sein ursprüngliches Gesicht zurückbekommen. Großflächige Wiesen und Wege werden angelegt, Sträucher und Bäume gepflanzt. Genau so, wie es 1929 der damalige Gartendirektor Ernst Harrich geplant hatte. »Wir gestalten die Fläche nach seinen historischen Unterlagen«, sagt Umweltstadtrat Michael Schneider (PDS). Vor allem der nordwestliche Teil wird für Erholungssuchende aufgeforstet. Im südlichen Bereich steht der Arten- und Biotopschutz im Vordergrund. Lebensräume für Erdkröten sind vorgesehen, auch Trockenrasenflächen werden angelegt. Von einer Plattform aus kann man weit über diese Flächen blicken. Zwei Keller dienen künftig Fledermäusen zum Überwintern. Wenn alles fertig ist, verschwindet auch die hässliche Betonmauer an der Treskowallee. Bis dahin bleibt sie als Bauzaun erhalten. Etwa sechs Millionen Euro umfasst die umfangreiche Baumaßnahme. Das Geld kommt zu 75 Prozent aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung, den Rest zahlen das Land Berlin und der Bund. »Geflossen sind bislang 2,8 Millionen Euro«, sagt der Stadtrat. Er hofft, dass auch die versprochene »Restsumme trotz der katastrophalen Haushaltslage eintrifft«. Ursprünglich sollte mit den Abrissarbeiten schon vor zwei Jahren begonnen werden. Aber sie verzögerten sich, weil die Fläche zwischenzeitlich als Umzugsplatz für den Spreepark im Gespräch war. Im Februar vergangenen Jahres beschlossen die Treptow-Köpenicker Bezirksverordneten dann die Renaturierung. Anwohner hatten sich in den zurückliegenden Monaten immer wieder beim Bezirksamt über ungenügende Schutzmaßnahmen auf dem Gelände beschwert. Jugendliche nutzten das Areal für »militärische Spiele«. Die Sanierung der gesamten rund 300 Hektar großen Wuhlheide entpuppt sich als langwierige Angelegenheit. Schon vor zehn Jahren beschloss das Abgeordnetenhaus, die Wuhlheide zu verändern. Nur teilweise ist das geschehen: Nahe dem Wasserwerk wurden Wiesen und Wege angelegt sowie Bänke aufgestellt. Historisch betrachtet, gibt es sogar Parallelen: Der Park wurde einst in 13 Jahren unter erheblichen finanziellen Schwierigkeiten aufgebaut.
#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal