nd-aktuell.de / 31.12.1993 / Politik / Seite 12

Mit Julup ukki kam Hoffnung

CLAUS DUMDE

Nahost unbedingt Stützpunkte auf Zypern.

Dennoch schien nach der 1972 erfolgten EG-Assoziierung Zyperns dank wirtschaftlicher Prosperität für beide ethnischen Gemeinschaften eine friedliche Lösung nahe. Washington sah seine Blütenträume welken. Aber auch die Athener Obristen. Deshalb ließen sie die Kommandeure der „Nationalgarde“ am 15. Juli 1974 gegen Makarios putschen. Den türkischen Generalen, seit dem Putsch von 1971 in Ankara an der Macht, war dies Vorwand zur Militärintervention. Ihre Truppen landeten an der 'NördkusTe “ H üffd“ TteseMeh 1 ' schnell ein Drittel der Insel. ? Aü&h'Weil äö* G'ne'cheTC wegeii! Verrats der „ Nationalgarde “-Kommandeure waffen- und damit wehrlos blieben.

So mußten Zehntausende in den Süden fliehen, um das nackte Leben zu retten. Seither ist Zypern ein geteiltes Land, fast schlimmer als “es Deutschland zuletzt war. Denn nur Ausländer können den Norden besuchen, der sich 1983 als Türkische Republik von Nordzypern für „unabhängig“ erklärte, doch außer von der Türkei nur von Pakistan anerkannt wird.

War das der Grund für das scheinbare Desinteresse der „Cyprus Mail“ an den Wahlen? Sie fanden nämlich nur in Nordzypern für das dortige „Parlament“ statt, das die griechische Presse stets in Gänsefüßchen schreibt. Immerhin: Julupukkis Weihnachtswunsch '93 für die Zyprer wurde auf der Titelseite gedruckt: „Ich bin als Botschafter des guten Willens gekommen. Mir ist die Lage sehr gut bekannt, und das einzige, was ich da hoffen kann, ist, daß diese Insel wiedervereinigt wird, um eine Nation und ein Land zu sein.“

n'Nur fromme Wünsche? UNO-Generalsekretär Boutras-Ghali hätte gerade Vorschläge für „vertrauensbildende Maßnahmen“ unterbreitet: Wiedereröffnung des seit 1974 geschlossenen Flughafens Nikosia gegen Freigabe von Varoscha, der Hotel-Vorstadt Famagustas, durch die Besatzer. Sie war einst das Ferienzentrum und die Devisenquelle Zyperns und ist heute eine Geisterstadt.

Von Deryneia aus ist das in der grellen Dezembersonne gut zu sehen. An der „green line“ wurden zwei Aussichtsplattformen errichtet, eine

dritte ist im Bau. Gegen Mittag sind wir die einzigen Neugierigen. In Slalomfahrt um leere Ölfässer wechselt gerade ein UNO-Lkw die Fronten. Unten, an der nur für Blauhelme freien Straße, ein Plakat: Die Silhouette der Insel über einer griechischen (!) Flagge. Daraus ragen zwei mit Handschellen gefesselte Arme, von denen Blut rinnt. Dazu die Losung „Freiheit für Zypern“.