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Nicht nur Enten

  • Lesedauer: 2 Min.

„Bing, bong ... ich glaube an die Unantastbarkeit und Würde ... der Tyrannei Widerstand zu leisten ... bing, bong.“ Nachzulesen im Turm der Freiheitsglocke des Schöneberger Rathauses. Wer damals nicht lesen konnte, weil ein paar Kilometer östlich ansässig, konnte hören. Rias, Rundfunk im amerikanischen Sektor, sendete gut 47 Jahre aus der Kufsteiner Straße in Schöneberg. Heute nacht verabschiedet er sich. Wieder nähert sich die Nachkriegsära einem Stück ihrem Ende.

Die „freie Stimme der freien Welt“ war für die Ohren in der „unfreien“ bestimmt. Die Menschen im Osten Berlins und in der DDR zu informieren, war Sinn und Zweck des Rias. Dafür bezählte zunächst das USA-Außenministerium, ab Ende der 60er Jahre das Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen, seit 1990 das Bundesministerium des Innern. Was man mit „Informationen“ alles machen kann, wurde 1953 wohl am deutlichsten. Wenn sich der Kalte Krieg irgendwo im Äther austobte, dann im Rias. Wobei: Es gab mehr als Rias-Enten, und nicht jede von DDR-Propagandisten und Agitatoren als solche ausgemachte war auch eine.

Und dann: Wie nett ließ sich Kalter Krieg verpacken. Wer hat damals nicht die „Schlager der Woche“ gehört, Friedrich Lufts „Stimme der Kritik“ oder die Funkuniversität ...

Nach jahrelangen Grabenkämpfen um Frequenzen, Parteienproporz und Machthebel bilden nun ab 1. Januar Rias, DS-Kultur und Deutschlandfunk (Köln) das Deutschland-Radio mit zwei werbefreien Programmen, finanziert mit 75 Pfennig Rundfunkgebühr jedes (Nicht-)Hörers monatlich. Die Kölner bleiben von der Umwandlung fast unberührt. In der Kufsteiner Stra-ße rücken Rias- und DS-Kultur-Leute zusammen. Doch viel zu verrücken gibt es nicht, auch ein Kalter Krieg kennt Sieger und Besiegte.

KARLA NümSQN

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