nd-aktuell.de / 31.12.1993 / Brandenburg / Seite 20

Brand-Aktuell

kampfes mit anderen Mitteln“ kann Potsdamern kaum rätselhaft erscheinen. Die Anti-Kutzmutz-Kampagne war mit solcher Vehemenz geführt, daß Extremisten sich geradezu herausgefordert fühlen mußten. Am Tag vor der Wahl hatte die Anzeigenflut einen in der Pressegeschichte ungewöhnlichen Höchstpegel erreicht. In der „unabhängigen“ und „überparteilichen“ „Märkischen Allgemeinen“ füllten 6,5 Seiten der 32 mit Text und Anzeigen bedruckten Seiten Appelle gegen Rolf Kutzmutz. Die bisherige Stadträtin Ute Platzeck - zuständig für die Umwelt, wozu wohl auch Umgang unter Menschen zu zählen ist - ließ ihren Text gleich zweimal drucken und deklarierte alle Nicht-Gramlich-Stimmen als Stimmen für „Andere“ - die Anführungszeichen stammten von ihr.

Als Koordinator des Medienfeldzuges agierte Börnes von Liebermann, ursprünglich gut bezahlt engagiert, um die aufwendige

1000-Jahr-Feier Potsdams in Szene zu setzen. Nun schuf er ein Drehbuch, das die Potsdamer glauben lassen sollte, das erste Jahrtausend der Stadtgeschichte würde in Vergessenheit geraten, wenn Rolf Kutzmutz auch die zweite Kunde gewinnen würde. Sogar Brandenburgs parteiloser Justizminister Bräutigam ließ sich mobilisieren und bot den ihm untergebenen Richtern nicht gerade ein Beispiel für einen unabhängigen Juristen. Und wenn Ministerpräsident Stolpe in seinen Kommentaren „knallharte“ Auseinandersetzungen mit der PDS ankündigte, sollte dem aktiven Christen vielleicht zu denken geben, ob die Silbe „knall“- nicht Gemüter ermuntern konnte, sie wörtlich zu nehmen.

Das Ziel der Brandflasche in Brandenburg sollte natürlich nicht nur das Kutzmutz-Haus in Brand setzen, sondern auch jene „warnen“, die sich vorgenommen haben, in anderen Ländern für die PDS zu kandidieren. Die einen krakeelen: „Verbieten!“, andere werfen Brandbomben.