nd-aktuell.de / 08.01.1994 / Kommentare / Seite 2

RENE HEILIG

wen es nachher wählen könnte? Ein Fairneß-Abkommen unter den Etablierten wäre lediglich eine zusätzliche Verschwörung gegen die Außenseiter, und gegen die wird sowieso nur mit harten Bandagen geboxt. Von Fairneß gegenüber den Wählern ist auch keine Rede, denn alle, die sich unbotmäßig verhalten, werden nach wie vor mit einer 5-Prozent-Klausel abgeschmettert. Wozu also eine Extra-Schonzeit für die Gralshüter? Auch sie sollten hin und wieder mal auf Hauen und Stechen in die Arena. Zur Ritterszeit wurde der Ausgang mancher Turniere als Gottesurteil gewertet. Heutzutage - wenn z.B. eine Partei angeklagt werden sollte, Verfassung und Amtseide gebrochen zu haben - könnte die Wählerschaft solch ein Gottesurteil fällen. In aller Fairneß!

Gerd Walleiser, 10407 Berlin