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Regierungsgeld für das Pabst-Blatt

  • Lesedauer: 3 Min.

„Das deutsche Wort“ hieß dieses Blatt, mit dem Pabst nach eigenem Bekunden „verheiratet“ war; eine Verbindung, die allerdings nie öffentlich bekannt geworden ist. Die Zeitung erschien in Köln, und neben dem Bundesverteidi-

Der Befehlshaber beim Mord an Luxemburg und Liebknecht wurde in der Bundesrepublik nie belangt. Seine Todesanzeige stand an am 5.“ Juni 1970 in der Zeitung „Die Welt“

nen in den Bundeswehreinheiten für „Psychologische Kampfführung“ gefunden.

„Man kann nicht mehr einfach frühere Organisationsformen und Bewegungen kopieren“, schrieb ihm ein Industrieller. „Das kann einen Rückschlag geben, der gerade für das, was Sie und wir wollen, gefährlich wäre...“

Nun, Pabst, fast 76, war noch durchaus fit genug, um mit der Entwicklung Schritt zu halten.

gungsministerium kümmerten sich noch weitere staatliche Geldgeber darum: das Gesamtdeutsche Ministerium und das Bundespressamt, das sich dafür aus dem Reptilienfonds des Bundeskanzleramtes bedienen konnte. Auch die Industrie beteiligte sich; das Anzeigengeschäft wurde anfänglich von einem hochkarätigen deutschen CIA-Agenten abgewickelt.

Im Verfassungsschutzbericht von 1962 wurde das Blatt

als rechtsextremistisch bezeichnet.

Zur inhaltlichen Linie der Zeitung nur so viel: Die Absicht der Beteiligten, den Kalten Krieg zu intensivieren und den heißen geistig vorzubereiten, war unverkennbar. Seit 1960 hatte „Das deutsche Wort“ die Leitgedanken einer Denkschrift hoher Bundeswehroffiziere propagiert, die um diese Zeit die DDR in das Fadenkreuz eines Blitzkrieges rückten, wobei sie den Einsatz von atomaren Waffen einkalkulierten.

Und daran änderte sich auch nach dem Mauerbau nichts, so daß in der Zeitung die anhaltende Weigerung des „standhaften Kernstücks der CDU um den Kanzler“ (Pabst) zum Ausdruck kam, die Realitäten des internationalen Kräfteverhältnisses anzuerkennen.

„Es liegt auf der Hand, sich über den Verlauf eines 3. Weltkrieges Gedanken zu machen“, hieß es z. B. in der Ausgabe vom 18. Januar 1962. Und dann weiter, nachdem , ; eine drückende atomare Überlegenheit“ der USA gegenüber der Sowjetunion festgestellt worden war: „Die Hauptkader unserer Bundeswehr... manövrieren mit unseren Partnern für den Ernstfall.“

Am 5. Januar 1962 hatte die Redaktion einen Beitrag über die Berliner Januarkämpfe des Jahres 1919 gebracht, in dem Pabst sich nach 43 Jahren als Initiator des Mordes an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht vorgestellt und folgendes dazu angemerkt hatte: Es sei notwendig gewesen, die beiden beseitigen zu lassen, weil es sich um „kommunistische Volksverhetzer im Dienste Moskaus“ gehandelt habe, die entschlossen gewesen seien - koste es, was es wolle - zuerst Berlin und dann ganz Deutschland zu bolschewisieren.

„Ich kann mir vorstellen, daß die hier vertretene Auffassung nicht allgemeinen Beifall findet. Aber das kann und darf mich in keiner Weise davon abhalten, auch heute einzustehen für die Richtigkeit unserer damaligen Handlungsweise. Es lag nicht nur im Interesse unseres Deutschlands, daß wir es damals vor dem Schicksal bewahrten, das ihm heute Herr Ulbricht und seine Drahtzieher bereiten möchten, sondern der Sieg des Kommunismus in Deutschland hätte bereits 1919 das gesamte christliche Abendland zum Einsturz gebracht. Die Beendigung dieser Gefahr wog bestimmt wesentlich mehr als die Beseitigung von zwei politischen Verführern.“

Vier Wochen, nachdem dieser Artikel erschienen war, veröffentlichte das Bundespresse- und Informationsamt das schon erwähnte Bulletin. Durch dieses Bulletin anerkannte die Bundesregierung den Mord von 1919 als große patriotische Tat und als damals angemessenes Mittel, eine kommunistische Gefahr abzuwenden. Gleichzeitig stellte sie damit einen Mann als Leitfigur heraus, der in ihrem Auftrag die Linie propagierte, daß es mit der Liquidierung einiger politischer Verführer nicht mehr getan

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