- Kultur
- Luchterhand-Literaturverlag sucht Käufer
Frühjahresprogramm kann nicht produziert werden
Hamburg (dpa). Der Luchterhand-Literaturverlag in Hamburg steckt in einer tiefen Krise und sucht dringend einen Käufer oder Mäzen. „Wir hatten einen schrecklichen Herbst und Winter“, sagte der Sprecher -des- -Verlags, Wolf Brümmel, am Freitag der dpa. Da der Verlag'kaum Bücher verkaufen konnte, muß er das Frühjahrsprogramm ausfallen lassen. „Wir wollen jetzt alle Kraft im Haus sammeln, den Vertrieb intensivieren und versuchen, aus eigener Kraft auf die Beine zu kommen“, sagte der Sprecher. Ein Konkurs oder Vergleich solle um jeden Preis vermieden werden.
Nach Brümmels Angaben ist der Arche Verlag in Zürich, der wie der Luchterhand Literaturverlag Elisabeth Raabe und Regina Vitali gehört, von der Krise nicht betroffen. Die
Überschüsse bei Arche wurden bislang bei Luchterhand ausgegeben, ein Verfahren, das nicht länger tragbar sei. Die Eignerinnen wollen den Luchterhand-Literaturverlag ganz verkaufen oder eine Beteiligung' anbieten, die fri-sches Geld in die Kassen des Unternehmens bringt.
Der Luchterhand-Literaturverlag gehörte früher zu den renommiertesten deutschen Verlagshäusern. Zu den Autoren zählten etwa Peter Bichsel, Max von der Grün, Gabriele Wohmann, Christa Wolf und Günter Grass, der bei Luchterhand 1954 debütierte und dort 1959 seinen Welterfolg „Die Blechtrommel“ herausbrachte. Der Luchterhand Verlag wurde 1924 in Berlin gegründet und gab zunächst Schriften über
Steuerrecht heraus. Erst in den fünfziger Jahren kam ein literarisches Programm hinzu.
Der gesamte Verlag wurde 1987 an den niederländischen Konzern Kluwer verkauft. .Nach, massiven Protes.ten.vori, Autoren des literarischen Verlagsteils wurde diese Abtei-' lung herausgelöst und an Raabe und Vitali verkauft, die den Sitz des Unternehmens 1991 von Frankfurt am Main nach Hamburg verlegten. Die Taschenbuchreihe „Sammlung Luchterhand“ ging im Frühjahr 1993 an den Deutschen Taschenbuch Verlag (dtv). Kurz darauf wechselte Grass, der dem Verlag die Treue gehalten hatte, zum Steidl Verlag nach Göttingen. Der Luchterhand-Literaturverlag beschäftigt heute noch acht Mitarbeiter.
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